Sollten die Organisatoren der Hahnenkammrennen zufällig noch eine Goldene Gams übrig haben, dann wäre es angebracht, die Siegertrophäe den Kitzbüheler Pistenarbeitern zu überreichen.
Der Hundertschaft an Helfern war es zu verdanken, dass die Rennen über die Bühne gebracht werden konnten. In einer Nacht- und Nebelaktion befreiten sie die Streif in der Nacht auf Sonntag von einem halben Meter Neuschnee und ebneten so dem Schweizer Beat Feuz den Weg zu seinem dritten Sieg bei der berühmtesten Abfahrt der Welt.
Wer und was fiel in Kitzbühel sonst noch positiv auf? Und was ging daneben? Der KURIER zieht Bilanz.
+ Beat Feuz
Am Montag war Töchterchen Luisa auf die Welt gekommen, am Sonntag kehrte der Schweizer mit einer Goldenen Gams zu seiner Familie nach Oberperfuss unweit von Innsbruck zurück. Nachdem Feuz auf der Streif jahrelang dem ersten Sieg hinterhergefahren war, läuft’s für den 34-Jährigen mittlerweile in Kitzbühel. Nach den zwei Siegen im Vorjahr hält er nun bei drei Erfolgen und macht Jagd auf seinen Landsmann und Rekordsieger Didier Cuche (5).
+ Daniel Hemetsberger
Vier Kreuzbandrisse haben den Abfahrer vom Attersee nicht einbremsen können. Mit 30 Jahren hat Daniel Hemetsberger jetzt die Gelegenheit, endlich zu zeigen, wie viel Potenzial in ihm steckt und dass er in der Weltspitze angekommen ist.
Rang drei bedeutet nicht nur den ersten Podestplatz seiner Karriere, Hemetsberger kann mittlerweile eine tolle persönliche Bilanz vorweisen. In den 17 Weltcupabfahrten, die er erst bestritten hat, war er zehn Mal in den Top 15. In dieser Verfassung muss man den Spätstarter auch bei Olympia auf der Rechnung haben.
+ Dave Ryding
Das Wintermärchen vom Engländer, der das Skifahren auf Plastikmatten lernte der das Skifahren auf Plastikmatten lernte, kennt seit dem Slalomsieg die halbe Welt. Dave Rydings sporthistorischer Coup hat auch in seiner Heimat große Wellen geschlagen.
Wobei im Mutterland des Fußballs die Öffentlichkeit mit dem Skisport offenbar noch fremdelt. So war in etlichen Zeitungen zu lesen, dass in Ryding in Kitzbühel die „Goldmedaille“ gewonnen habe.
+ Michael Matt
Der Druck, der auf Michael Matt beim Slalom am Ganslernhang lastete, war enorm. Bis Kitzbühel konnte der Tiroler in diesem Winter nicht überzeugen und blieb unter seinen Möglichkeiten. Mit dem vierten Platz im Slalom könnte es der Flirscher auf den letzten Drücker noch ins Olympia-Team geschafft haben. Für Michael Matt spricht vor allem seine Bilanz bei Großereignissen: 2018 holte der 28-Jährige Olympiabronze, 2019 wurde er Vizeweltmeister.
+ TV-Bilder
ORF-Regisseur Michael Kögler ließ die Abfahrer erstmals von einer Kameradrohne begleiten. Die spektakulären Bilder lieferten einen neuen Blickwinkel auf die Streif.
- Die Atmosphäre
1000 Zuschauer auf den riesigen Tribünen und leere Gassen in der Stadt – nach den Fanmassen bei den Rennen in Adelboden und Wengen erlebten die Skistars in Kitz’ einen Kulturschock.
- Die Kurssetzung
Erstmals seit Jahren flog auf der Traverse kein Läufer ins Fangnetz. Die dafür verantwortliche Entschärfung sorgte bei den meisten Abfahrtsstars allerdings für viel Kritik. „Ich weiß nicht, ob es das gebraucht hätte“, sagt Sonntagssieger Beat Feuz.
- Vincent Kriechmayr
Der Doppelweltmeister kam auf der Streif die ganze Woche nie richtig in Fahrt. Bereits nach den Trainingsläufen wirkte der Oberösterreicher ratlos, in den Abfahrten wurde er zwei Mal 13. „Es ist der Wurm drin.“
- FIS-Olympia-Quali
Beim Après-Ski drehte sich in Kitzbühel alles um ein Gesprächsthema: Die Vergabe der Olympia-Quotenplätze seitens der FIS. Beim ÖSV wittert man nach fragwürdigen Resultaten bei FIS-Rennen Schiebung. Sportdirektor Anton Giger will nicht akzeptieren, dass exotische Skinationen auf Kosten des ÖSV und anderer Verbände billig zu Olympia-Startplätzen kommen. „Es stinkt.“
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