Hans Knauß: Der rasende Reporter
Hans Knauß hätte die Kamera gar nicht erst einschalten müssen. Selbst wer nur seine Kommentare gehört hat, der wusste sofort, was es geschlagen hat. Und auf welcher Piste er gerade unterwegs ist.
„Bist du g’scheit“, entfuhr es ihm bereits nach wenigen Metern. „Die ersten Sekunden sind ein Wahnsinn.“ Als er wenig später „mit Ach und Krach“ im Kurs bleiben kann, fällt der 47-Jährige vor dem ersten Abfahrtstraining in Kitzbühel am Dienstag sein Fazit: „Da rüttelt’s. Heuer schlagt’s extrem.“
Grenzbereich
So hört sie sich dann also an, die Streif im Jahr 2019. Wer geglaubt hatte, dass die berüchtigte Abfahrt durch den Neuschnee der vergangenen Wochen vielleicht etwas entschärft worden wäre, der wurde bei Knauß’ Kamerafahrt gleich einmal eines Besseren belehrt. Die vielen Ausritte in der Europacup-Abfahrt am Montag bestätigten die Live-Einschätzung des ORF-Experten. Und dabei wurde die knifflige Schlusspassage (Hausbergkante, Traverse) noch gar nicht befahren. „Da herunter kommt man schon g’scheit an seine Grenzen“, sagt Knauß.
Andererseits kann sich der Schladminger noch glücklich schätzen, dass er heute mit der Kamera über die Abfahrtspisten rasen darf und nicht seinerzeit Pionierschwerstarbeit leisten musste. Verglichen mit den Jungfernfahrten vor dreißig Jahren ist Knauß ja vergleichsweise gemütlich und komfortabel unterwegs. Als etwa Werner Grissmann in den 1980er-Jahren über die Streif geschickt wurde, hatte er noch ein richtiges Ungetüm von einer Kamera in den Händen mit insgesamt 15 Kilogramm Zusatzgewicht.
Bügeleisen
Bis zu diesem Winter war auch Hans Knauß in den Abfahrten stets mit seinem „Bügeleisen“ auf Tour, wie der 47-Jährige die Handkamera liebevoll nannte. Auch wenn das Equipment zuletzt weniger als drei Kilo mehr wog, war die Kamera in brenzligen Situationen immer wieder im Weg. „Wenn du ohne Stöcke die Mausefalle 50 Meter runterspringst und dann gleich die Kurve wartet, wird es schnell einmal ungut“, erzählt Hans Knauß.
Die moderne Technik macht es nun möglich, dass der Österreicher seit der Abfahrt in Gröden eine Helmkamera tragen darf – und somit endlich auch Stöcke. „Das ist für mich die größte Erleichterung, dass ich jetzt Fühler dran habe“, meint der Sieger von sieben Weltcuprennen.
Seit 14 Jahren bringt der Steirer den Österreichern nun bereits die Abfahrtspisten dieser Welt in Wort und Bild näher. Man möchte also meinen, dass jemanden mit einem so enormen Erfahrungsschatz nichts mehr aus der Spur und Ruhe bringen kann. Doch als Knauß sich gestern aus dem Starthaus der Streif abstieß, verspürte er dann doch wieder ein wenig „Angst“, wie er während der ORF-Übertragung unumwunden zugab.
Kraftakt
„Der Respekt ist extrem wichtig, es darf ja nie zur Routine werden, sonst machst du irgendwelche Blödheiten“, erklärt Knauß, der extrem viel Zeit in der Kraftkammer verbringt, um diese Herausforderungen im Extrembereich auch körperlich zu meistern. „Die Fitness ist meine Lebensversicherung.“
Zumal es ja nicht damit getan ist, auf der Streif oder Saslong nur heil ins Ziel zu kommen. Knauß sollte während seiner Fahrt bei Tempo 100 und 180 Puls auch noch vernünftige Analysen von sich geben. „Früher habe ich oft noch überlegt, was ich sage. Aber mittlerweile sprudelt es einfach aus mir raus.“
Jedenfalls so lange er genug Luft hat. Wobei die längste Weltcupabfahrt in Wengen längst nicht so kräfteraubend ist wie ein Riesentorlauf in Alta Badia. „Zum Reden ist ein Riesentorlauf viel anstrengender“,erklärt Hans Knauß, „da merke ich, dass ich am Ende kaum das rausbringe, was ich eigentlich sagen will.“
Das Programm der Hahnenkamm-Woche
Dienstag, 11.30 Uhr: 1. Abfahrtstraining
Mittwoch, 10.00: Hahnenkamm Juniors, 1. Lauf. 13.00: 2. Lauf (jeweils Ganslernhang)
Donnerstag, 11.30: 2. Abfahrtstraining
Freitag, 11.30: Super-G. 18.00: Startnummervergabe für die Abfahrt (Zielgelände). 18.30: Siegerehrung Super-G (Zielgelände)
Samstag, 11.30: Abfahrt. 14.30: Kitz-Charity-Trophy. 18.00: Startnummervergabe für den Slalom. 18.30: Siegerehrung Abfahrt
Sonntag, 10.30: Slalom, 1. Lauf. 13.30: 2. Lauf
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