Ein Wort genügt, und schon ist es um Stefan Kraft geschehen. Sobald vom Skifliegen die Rede ist, bekommt der 29-Jährige immer diesen verklärten Blick, und er beginnt unweigerlich zu grinsen. Dieser Effekt ist bei den meisten Menschen, die sich Adler nennen, zu beobachten, aber bei Stefan Kraft sind diese Glücksgefühle besonders ausgeprägt.
Das liegt auch an diesem legendären Flug im Jahr 2017, als es den Pongauer in Vikersund 253,5 Meter weit getragen hat. Bis heute ist kein Mensch auf Skiern jemals weiter geflogen als Stefan Kraft, viele seiner Skispringer-Kollegen würden wohl ihre Goldmedaillen und Kristallkugeln gegen einen Weltrekord im Skifliegen eintauschen.
Wenn ein Skispringer zum Skiflieger wird, wie an diesem Wochenende auf dem Kulm in Bad Mitterndorf, dann spielen gerne einmal die Emotionen verrückt. In die unbändige Vorfreude mischt sich ordentliches Muffensausen, die Faszination Skifliegen umweht bei allen Athleten auch ein Hauch Furcht.
Weltcup
Der Weltcup am Kulm ist die Generalprobe für die Skiflug-WM 2024. Bad Mitterndorf wird zum sechsten Mal Schauplatz der WM sein
Flugschanzen
Neben dem Kulm sind derzeit noch drei Flugschanzen in Betrieb: Vikersund (NOR), Oberstdorf (GER), Planica (SLO)
Weltrekord
253,5 Meter ist der Weltrekord im Skifliegen. Stefan Kraft hält seit 2017 die Bestmarke, diese Weite stellte er in Vikersund auf
„Uns allen geht der Reiß“, gesteht Stefan Kraft. „Beim Skifliegen ist die Aufregung immer etwas größer.“ Und damit untertreibt der Weltrekordhalter sogar noch. Der langjährige ÖSV-Arzt Peter Baumgartl führte zahlreiche Untersuchungen durch, die Erstaunliches zutage brachten: Er stellte bei den Skifliegern einen Adrenalinwert fest, der jenem von Menschen in Todesangst gleicht.
Warnsignale
Das passt zu den Eindrücken, die ORF-Experte Martin Koch auf den Flugschanzen gewonnen hat. Der Kärntner ist in seiner aktiven Zeit auf die riesigen Schanzen geflogen, ihm konnte es gar nie weit genug gehen. „Man hat es den Leuten schon angemerkt, dass sie beim Skifliegen ganz anders drauf sind“, erzählt Koch. „Manche werden ganz ruhig, andere sind richtig aufgedreht. Der Körper ist beim Skifliegen permanent in Alarmzustand.“
Auch das Immunsystem von Stefan Kraft gab am Kulm Warnsignale von sich. Wie einige seiner Teamkollegen hatte den 29-Jährigen im Vorfeld des Heimweltcup sein Grippevirus angeflogen. Das hinderte Kraft nicht daran, gleich einmal im ersten Versuch 241 Meter weit zu segeln. In der Qualifikation war der angeschlagene Salzburger dann mit 233 Metern der Weiteste und sprang damit in die Favoritenrolle für den ersten Bewerb am Samstag. „Ich weiß, dass ich sehr gut fliegen kann. Um die Favoritenrolle komme ich jetzt fast nicht mehr herum.“
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