Entscheidende Wochen für Hirscher vor Pyeongchang

In etwas mehr als einem Monat starten die Olympischen Winterspiele - bis dahin könnte der Gesamtweltcup vorentschieden sein.

Im alpinen Ski-Weltcup stehen entscheidende Wochen bevor. Bei den Jänner-Klassikern werden nicht nur die Olympia-Tickets vergeben, für Marcel Hirscher geht es darum, genügend Punkte für seine siebente große Kristallkugel anzusammeln. In Zagreb jagt der Salzburger am Donnerstag zunächst aber seinen 50. Weltcup-Sieg und eine ÖSV-Bestmarke, die noch alleine im Besitz von Annemarie Moser-Pröll ist.

Nach einer Weihnachtspause, die länger ausfiel als üblich, stieg Hirscher am Neujahrstag beim City Event in Oslo wieder ins Geschehen ein. Da erntete er als Fünfter immerhin 40 Weltcup-Punkte, während sein derzeit stärkster Widersacher Henrik Kristoffersen nur 15 Zähler mitnehmen konnte. Der Norweger blieb gleich in der ersten Runde auf der Strecke und kam dadurch als Neunter in die Wertung.

"Im Jänner zählt es"

Hirscher gegen Kristoffersen - wenn man den Rennkalender betrachtet, scheint alles angerichtet für einen Showdown der zwei Supertechniker um den Gesamtweltcup. Denn bis 30. Jänner stehen nicht weniger als fünf Slaloms, zwei Riesentorläufe sowie in Stockholm ein weiterer City Event auf dem Programm. Speed-Raketen wie Kristoffersens Landsmänner Kjetil Jansrud und Aksel Lund Svindal sind da im Nachteil, weil ihnen irgendwann schlicht die Gelegenheiten ausgehen, das Punktekonto zu befüllen.

"Im Jänner zählt es, da musst du in Topform sein", erklärte Hirscher. "Da kommt man eh nicht mehr zur Ruhe, bis man zu den Olympischen Spielen fliegt." Er weiß, dass er gute Aussichten hätte, sollte er sich bis zur Abreise nach Südkorea einen einigermaßen respektablen Vorsprung erarbeitet haben. Nach Pyeongchang gibt es im März nur noch drei Weltcup-Stationen mit Kranjska Gora (Riesentorlauf, Slalom), Kvitfjell (Abfahrt, Super-G) und dem Finale in Aare. Dramatische Verschiebungen sind dann nicht mehr zu erwarten.

Matt in Form

Nach einem Trainingstag am Dienstag reiste Hirscher am Mittwochnachmittag nach Zagreb. "Ich fühle mich gut und freue mich darauf", sagte er. Dreimal hat der 28-Jährige bei der Snow Queen Trophy schon gewonnen, zuletzt 2015. Mit einem Sieg am Donnerstag wäre er der vierte Mann nach Ingemar Stenmark (86), Hermann Maier (54) und Alberto Tomba (50), der die 50er-Marke geknackt hat.

Doch auch ein zweiter oder dritter Rang wären historisch, hätte er doch mit 114 Podestplätzen seine Salzburger Landsfrau Annemarie Moser-Pröll eingeholt. Nur der Schwede Stenmark (155) und die US-Amerikanerin Lindsey Vonn (131) waren im Weltcup öfter unter den ersten Drei.

Noch einen weiten Weg vor sich hat diesbezüglich Michael Matt. Der zweite Platz des Tirolers in Oslo war in seiner Karriere sein viertes Top-Drei-Ergebnis. Nach Rang vier in Val d'Isere möchte Matt auch im Spezialslalom möglichst bald wieder eine Siegerehrung mitmachen. "Vor allem deshalb, weil einfach viel weitergegangen ist, körperlich und vom Skifahrerischen", sieht sich der Flirscher auf einem guten Weg. "Bei mir gilt es hauptsächlich, die Fehler abzustellen. Dann bin ich sicher auf dem Podest."

Eine einfache Rechnung

Marco Schwarz stand zuletzt im Februar 2016 in Naeba als Dritter auf dem Podest. Wie Matt schied er vor Weihnachten in Madonna di Campiglio im zweiten Durchgang aus und sieht Zagreb als nächste Chance, um anzuschreiben.

"Vom Hang her taugt mir das hier schon. Es sind relativ viele Flachanteile dabei, wo ich gut pushen kann", schilderte der Kärntner. Druck wegen der langsam nahenden Olympia-Nominierung verspürt Schwarz nicht: "Sicher will ich dabei sein, und es ist ein großes Ziel. Aber ich schaue von Rennen zu Rennen."

Auch Christian Hirschbühl will sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen. "Es ist eine einfache Rechnung", erläuterte der Vorarlberger "Wenn ich nach Schladming unter den Top Vier bin, ist es eine Entscheidung von den Trainern, wer am Start ist." Er selbst hätte dann jedenfalls alles in seiner Macht Stehende getan.

Neben ihm, Matt und Schwarz kämpfen zumindest noch Vizeweltmeister Manuel Feller und Marc Digruber um die Plätze neben Fixstarter Hirscher. "Ich denke, von uns haben alle das Potenzial, in die Top Ten zu fahren", brach Matt eine Lanze für seine Teamkollegen. Hirschbühls beste Saison-Platzierung: ein elfter Rang in Val d'Isere, in Madonna war er Zwölfter. "Es heißt jetzt einfach, weiter Gas geben", betonte der 27-Jährige.

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