Eisschnelllauf-Star Herzog: Die Weltmeisterin aus dem Niemandsland
Vanessa Herzog wurde 2019 Weltmeisterin über 500 Meter
Streng genommen dürfte es Vanessa Herzog so gar nicht geben. Die gebürtige Innsbruckerin wurde in einer Sportart Weltmeisterin, die man hierzulande gar nicht richtig betreiben kann. Weil es in ganz Österreich keinen richtigen Eisring mehr gibt.
Und welcher professionelle Eisschnellläufer will schon auf zugefrorenen Seen seine Kreise ziehen?
Vanessa Herzog begegnet ihrem Standort-Nachteil mit großem Idealismus, viel Durchhaltevermögen und einer intensiven Reisetätigkeit. Die 30-Jährige hat sich dem US-Team angeschlossen und stimmt sich gerade in Nordamerika auf den Weltcupauftakt ein.
In der Vergangenheit war sie auch schon mit einer niederländischen Mannschaft oder dem polnischen Team herumgetingelt. Immer an ihrer Seite ihr Ehemann und Trainer Thomas Herzog, der im Olympia-Winter wieder aktiver mitwirkt.
„Wir sind halt ein Zwei-Mann-Team und müssen uns bei anderen Teams anhängen. Wir schauen, dass wir uns von überall das Beste rausholen“, erklärt Vanessa Herzog.
Mentales Tief
Österreichs Sportlerin des Jahres 2019 befindet sich gerade in einer der schwierigsten Phasen ihrer Karriere. Die letzten beiden Winter verliefen nicht nach Wunsch, die Siegerin von acht Weltcuprennen kam über ihre Paradedisziplin 500 Meter nicht mehr in Schwung.
„Es war eine total verkorkste Saison, die außer viel Aufwand nichts gebracht hat“, sagte die Welt- und Europameisterin, nachdem sie die Saison 2024/’25 vorzeitig beendet hatte.
Ihr Coach und Ehemann führte das Formtief auch auf Verschleißerscheinungen zurück. „Vanessa ist körperlich und geistig nach 15 Jahren im Spitzensport leer und ausgebrannt“, sagte Thomas Herzog.
Neue Motivation
Als Konsequenz auf den vermurksten Winter nahm Vanessa Herzog erstmals gezielt sportpsychologische Hilfe in Anspruch und war danach froh um diesen Schritt.
„Ich war immer eine, die gesagt hat: ,Ich brauche das nicht’ – aber das war Blödsinn. In den letzten Jahren habe ich meinen Trainingsplan nur noch abgearbeitet – jetzt freue ich mich auf jede einzelne Einheit. Ich bin motiviert, wie schon lange nicht mehr.“
Das sollte sich im Idealfall dann auch auf der Eisbahn und in den Zeiten niederschlagen. Über die 500 Meter hat die Weltmeisterin von 2019 den Anschluss zu den Allerschnellsten verloren, ihre persönliche Bestzeit aus der letzten Saison (37,90) war die langsamste seit einem Jahrzehnt.
Großes Karriereziel
Es wird eine deutliche Steigerung brauchen, wenn Vanessa Herzog ihr letztes großes Karriereziel erreichen will. Nach zwei vierten Plätzen bei den Winterspielen 2018 und 2022 unternimmt die Wahl-Kärntnerin im Februar in Mailand den nächsten Anlauf Richtung Podest. „Eine Olympia-Medaille würde meine Geschichte abrunden.“
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