Es ist vier Tage her, dass in Edmonton das Unter-20-Team der USA die Alterskollegen aus Kanada im Finale einer hochklassigen Junioren-WM mit 2:0 besiegt hat. Das Schaulaufen der weltbesten Eishockey-Talente hat in Nordamerika einen riesigen Stellenwert. Auch Österreich war mit dabei.
Nach den vier Niederlagen in der Vorrunde war das Turnier früh zu Ende. Einen Gewinner gab es dennoch: Obwohl Tormann Sebastian Wraneschitz bei seinen drei Einsätzen 21 Tore kassierte, bekam der 18-jährige Wiener von vielen Experten Lob. Es wäre keine Überraschung, wenn er in Zukunft bei den Vienna Capitals (die Wiener spielen am Sonntag, 17.30 Uhr, gegen Villach) von größeren Klubs beobachtet werden würde.
Matt Zaba gab die Initialzündung
Für den KURIER nahm sich der Schüler der Vienna Capitals Hockey Academy Zeit, um über seine noch kurze Karriere zu sprechen.
Erst vor acht Jahren begann Wraneschitz mit dem Eishockeyspielen, nachdem er mit zehn Jahren erstmals ein Capitals-Spiel besucht hatte. „Ich habe damals Matt Zaba im Tor gesehen. Das hat mich so interessiert, dass ich es auch probieren wollte.“
Die Teilnahme an der WM 2021 „war eine Mega-Erfahrung. Es war eine Ehre, gegen solche Teams zu spielen. Es ist schwer, in Worte zu fassen, es war einfach geil.“
Keine Zeit
Dass er in jeder seiner drei Partien mehr als 60 Schüsse auf sein Tor bekam, habe er gar nicht mitbekommen: „Das Gute ist, es gibt keine Zeit zum Denken. Der Fokus muss immer auf der Scheibe sein und darauf, den nächsten Schuss zu stoppen.“ Schon nach den Partien gegen die USA (0:11) und nach dem 0:4 gegen Schweden wurde Wraneschitz von Experten öfter erwähnt als manche Jung-Stars der Top-Nationen. Davon will der Wiener gar nichts hören: „Es bringt mir nichts. Ich versuche, Social Media auszublenden und nichts über meine Teams und mich zu lesen. Wenn ich den Fokus auf etwas anderes lege, dann ist er nicht dort, wo er sein sollte.“
Kein Fixabsteiger
Trotz der Niederlagen sah Wraneschitz die Leistung der Österreicher positiv. „Ich bin sehr stolz auf mein Team. Wir haben alles probiert und uns gut geschlagen.“ Er meint sogar, dass Österreich nicht Fixabsteiger gewesen wäre, wenn es ein Abstiegsspiel gegeben hätte: „Ich glaube, wir hätten sehr gute Chancen in einem Abstiegsspiel gegen den Letzten der anderen Gruppe gehabt.“ Wären wegen Corona nicht alle Nachwuchs-WMs abgesagt worden und hätte es einen Absteiger gegeben, wäre dieser gegen die Schweiz ausgespielt worden. So aber darf Österreich auch bei der kommenden WM mitspielen.
In Edmonton waren die Spieler in einer strengen Blase. Erst nach vier Tagen in Zimmer-Quarantäne begann das Eistraining. „Uns wurde klargemacht, wenn jemand die Blase verlässt, dann wird er aus dem Turnier geschmissen und muss nach Hause fliegen.“ Wraneschitz hatte kein Problem damit. „Wir hatten einen Gemeinschaftsraum, in dem wir uns treffen konnten, auch einen Tischtennistisch. Es war nicht schwer.“
Vorträge in der Quarantäne
Vom Trainerteam bekamen die Youngsters während der Zimmer-Quarantäne auch mentale Aufgaben. In Gruppen mussten Vorträge über österreichische Sporterfolge gemacht werden. "Ich war bei der Gruppe dabei, die über den dritten Platz des Damen-Fußballteams bei der EM 2017 referiert hat," erzählt Wraneschitz.
Schon vor der WM hatte nach einer guten Leistung für die Capitals gesagt, dass sein Ziel die NHL sei. Ob ihn sein erstes Profijahr seinem Traum ein wenig näher bringt? „Ich bin sehr froh, dass ich bei den Capitals und bei der WM so viel Erfahrung sammeln konnte. Aber am Ende habe ich mein Ziel noch nicht erreicht. Das ist Fakt.“
Gute Reaktion
Seine Stärken und Schwächen kennt Wraneschitz gut: „Auf jeden Fall muss ich am Stickhandling arbeiten. Calvin Pickard (Anm. sein Ersatzmann bei den Capitals während der U-20-WM) war unglaublich mit dem Schläger. Da ich einer der kleineren Torhüter bin, muss ich extrem schnell mit den Beinen sein. Das bin ich auch. Ich habe gute Reaktionen und kann das Spiel gut lesen.“
Dass er nach einem Monat beim Nationalteam Nachteile bei seinem Klub haben könnte, befürchtet Wraneschitz übrigens nicht: „Es ist genauso wie davor: Wir müssen jeden Tag um unser Leiberl kämpfen.“
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