Eishockey-Finale: Von Bärten, Fischen und Bieren

Ein paar Capitals-Profis rasieren sich seit dem 26. Februar nicht mehr.
Rituale und Aberglaube vor dem vielleicht letzten Spiel der Saison.

Die Gesichter der Spieler der Vienna Capitals und des KAC sind vor dem heutigen vierten Spiel der Best-of-seven-Serie in Klagenfurt (20.15/ServusTV, Sky) längst zugewachsen. Die Profis meiden den Rasierer seit dem Play-off-Beginn am 26. Februar wie der Teufel das Weihwasser. Grund ist ein Aberglaube, der in Nordamerika der 30er-Jahre entstanden ist.

Im österreichischen Eishockey hat der Bart in den 70er-Jahren zu wachsen begonnen, als das Play-off eingeführt wurde. Die Villacher waren die ersten. Angeblich, so Erzählungen, haben sich manche gar nicht mehr gewaschen.

Die Fans

Auch viele Zuschauer sind sehr abergläubig geworden. Tausende Capitals-Fans kauften sich zu Play-off-Beginn ein gelbes T-Shirt, damit die Halle wie von Trainer Serge Aubin erwünscht in Gelb erstrahlt. "Das Shirt ist am Freitag in Klagenfurt auch wieder dabei", sagt Universitätslektor Alexander Pucher, seit mehreren Jahren ein Fan und Abonnent der Wiener. Der Aberglaube sorgt dafür, dass das Shirt noch ungewaschen ist. Bei den letzten elf Spielen seines Teams war es das auch, und die Wiener haben elf Mal gewonnen.

Eishockey-Finale: Von Bärten, Fischen und Bieren
Vienna Capitals
In den sozialen Medien wurden auch Puchers Bilder von seinem 12er-Tragerl Bier ein Renner. Nach jedem Caps-Sieg fehlte eine Flasche. Zwölf Bier sind für den Titel nötig.
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Vienna Capitals
Bei den Spielern selbst gibt es neben den Bärten heuer nicht so kreative Rituale. Nur das Kürzen des Bartes ist verboten. Stürmer Julian Großlercher hat eine spezielle Angewohnheit: "Am Tag vor dem Spiel löse ich immer ein Kreuzworträtsel, damit ich den Kopf frei bekomme."

In Klagenfurt gibt es vor dem so wichtigen Heimspiel keine Änderungen im Ablauf. "Wir bereiten uns genauso vor wie auf jedes Spiel. Egal, ob wir 3:0 führen, oder 0:3 hinten sind", sagt KAC-Sprecher Hannes Biedermann.

2010 hatte möglicherweise eine Idee von Linz-Stürmer Markus Matthiasson beim Stand von 0:3 im Semifinale gegen die Capitals entscheidend mitgeholfen. Der Schwede nahm zum Training eine Dose Surströmming mit. Der sehr stinkende Fisch scheint die Köpfe der Linzer frei bekommen zu haben. Das Team siegte vier Mal in Folge und warf die Capitals aus dem Semifinale.

Der Trainer

Capitals-Coach Serge Aubin verspürt vor dem Spiel, in dem sein Team Meister werden kann, keine Nervosität: "Ich fühle mich wie immer. Die Spiele waren so eng und intensiv, ich hatte einfach keine Zeit, emotional zu werden. Während des Spiels bin ich so fokussiert, dass ich nicht nervös werde."

Sieben der elf Play-off-Siege in Folge gelangen mit maximal zwei Toren Differenz, einige Partien hätten kippen können. Ist es Glück oder Qualität, dass die Caps immer siegten? "Wir haben unser Team für solche engen Spiele entwickelt. Natürlich benötigst du auch das Quäntchen Glück. Es zeigt aber, dass wir in kritischen Momenten voll fokussiert sind", sagt Aubin, der in Klagenfurt eine bessere Defensive sehen will. "Die Defensive gewinnt Titel, jetzt haben wir die Chance, den Sack zuzumachen."

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