Dunkle Stunde beim Nachtslalom: ÖSV erleidet Debakel in Madonna
Es brauchte am Mittwochabend in Madonna di Campiglio erst gar keine Anzeigetafel. Ein Blick in die Gesichter der österreichischen Slalomstars genügte, um sofort zu wissen, dass auch das zweite Saisonrennen ordentlich daneben gegangen ist und sich die Zwischenbilanz von Marco Schwarz und Manuel Feller desaströs liest.
Ersterer ist der Gewinner des Slalom-Weltcups, der andere hat vergangenen Winter in dieser Disziplin zwei Rennen gewonnen – aber beide halten nach den ersten zwei Saisonrennen noch bei null Punkten, nachdem sie auf der berühmten Piste Canalone Miramonti bereits im ersten Durchgang ausgeschieden waren.
„Ich war selbst schuld“, sagte ein sichtlich angefressener Manuel Feller, der seine Hochform im Riesentorlauf (zwei Podestplätze) erstaunlicherweise noch nicht auf den Slalom übertragen konnte. Teamkollege Marco Schwarz mag nach einer überstandenen Knöchelverletzung zwar noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte sein, „aber ich will keine Ausrede suchen“, meinte der Kärntner, „ich habe es mir im Slalom besser vorgestellt.“
Debakel
Und so wurde es für den Österreichischen Skiverband beim Nachtslalom vor den Augen der Lichtgestalten Alberto Tomba und Marc Girardelli richtig finster. Michael Matt war als 20. am Ende noch der Beste der schwachen ÖSV-Slalomläufer. Die internationale Konkurrenz, die den Österreichern in Madonna um die Ohren gefahren ist, verdeutlicht erst richtig das Debakel: Slalomläufer aus den alpinen Großmächten Japan, Bulgarien, Belgien oder Spanien waren im Klassement allesamt vor dem besten Österreicher zu finden. „Irgendwie passt etwas nicht zusammen“, meinte Michael Matt im ORF.
Und so bleibt der Slalom, im vergangenen Winter noch die Domäne der ÖSV-Herren, vorerst die einzige Disziplin, in der die Österreicher in dieser Olympia-Saison noch keinen Podestplatz einfahren konnten.
Wenn im Lager der Österreicher nach dem Rennen die Ernüchterung und Enttäuschung schon groß waren, wie muss sich dann erst Clément Noël gefühlt haben?
Der 24-jährige Franzose, Dominator des ersten Saisonslaloms in Val-d’Isère, wurde als Halbzeitführender im zweiten Durchgang bei der letzten Zwischenzeit mit einer Sekunde Vorsprung gestoppt, ehe er beim letzten Tor stürzte und den sicheren Sieg verjuxte.
Der große Profiteur war der norwegische Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag, der sich völlig unverhofft den Sieg schnappte und vor Alexis Pinturault (FRA) und dem Schweden Kristoffer Jakobsen gewann.
Der Weltcup der Herren wird nach Weihnachten in Bormio fortgesetzt, wo eine Abfahrt und zwei Super-G-Bewerbe warten.
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