Die Nordischen Kombinierer kämpfen um die Zukunft ihrer Sportart
Er könne seinem zweijährigen Sohn aus heutiger Sicht nicht raten, einmal ein Nordischer Kombinierer zu werden, sagt Franz-Josef Rehrl. Man kann bei jedem Wort heraushören, wie schwer es dem dreifachen Medaillengewinner fällt, das zu sagen.
„Das tut schiach. Mich persönlich trifft es nicht mehr so hart, weil in vier, fünf Jahren meine Karriere eh vorbei ist“, sagt der dreifache WM-Medaillengewinner. „Das sind keine guten Entwicklungen. Da steckt man sein Leben lang so viel Herzblut hinein und dann wird der Sport mit Füßen getreten.“
Die Nordische Kombination durchlebt gerade die schwierigste Phase seit Bestehen dieser Sportart. Als im Sommer darüber verhandelt wurde, ob in Zukunft auch Kombiniererinnen bei Olympia mitwirken dürfen, wurde nicht nur dieser Wunsch abgeschmettert, das IOC reduzierte auch noch radikal das Starterfeld. Statt wie noch in Peking 55 Teilnehmer sind 2026 bei den Winterspielen in Mailand-Cortina nur noch 36 Kombinierer zugelassen.
Keine Lobby
Das Publikumsinteresse an der Nordischen Kombination sei überschaubar, außerdem gäbe es zu wenige Nationen, die diesen Sport ernsthaft betreiben, lautete die Begründung für die Maßnahme. „Was ist dann im Rodeln“, fragt Christoph Eugen, der Cheftrainer der österreichischen Herren. „Die Kombination hat leider keine Lobby.“
Die drastische Reduktion auf 36 Olympia-Startplätze bedeutet, dass der klassische Teambewerb mit vier Athleten ausgedient hat. 2026 ist nur mehr ein Teamsprint mit zwei Kombinierern vorgesehen, jede Nation darf maximal drei Sportler zu den Winterspielen entsenden. „Die Quote von 36 Athleten ist Schwachsinn. Dann brauchst du gleich gar nicht mehr starten“, ärgert sich Eugen.
Der ÖSV-Chefcoach sieht den Weltverband FIS in der Pflicht, die Kombination attraktiver zu gestalten „Die sind gefordert, sinnvolle Änderungen zu machen. Unser Sport hat viel Potenzial.“
Ein erster Schritt wäre ein neues Wettkampfformat. Ein Sprung plus ein 10-Kilometer-Langlauf – so präsentiert sich die Kombination seit Jahren. „Meine Vision wären 7,5 und 12,5 Kilometer im Langlauf. Also ein Bewerb, der eher sprunglastig ist und ein zweiter, bei dem das Langlaufen wichtiger ist“, sagt ÖSV-Direktor Mario Stecher.
Am österreichischen Skiverband kann es jedenfalls nicht liegen, dass die Nordische Kombination dermaßen im Eck steht. Im kommenden Winter macht der Weltcup gleich zwei Mal in Österreich (Ramsau, Seefeld) Station, in Seefeld finden erstmals auch zwei Frauen-Bewerbe statt.
Wie wichtig dem ÖSV die Sparte ist, zeigt sich auch am neuen Teamgefährt. Über den Sommer wurde ein Sattelschlepper zum Materialtruck umgebaut. „Das ist die passende Antwort“, sagt Cheftrainer Eugen. „Auch in der Wirtschaft heißt es: In schwierigen Zeiten muss man investieren.“
Kommentare