Die neue Leichtigkeit der ÖSV-Abfahrer

Die Kamelbuckeln in Gröden sorgen bei Vincent Kriechmayr dennoch für "so etwas wie Muffensausen".

Vincent Kriechmayr ist für gewöhnlich nicht auf den Mund gefallen, aber einmal im Jahr verschlägt es selbst ihm regelmäßig die Sprache. Sobald es ins Grödnertal geht, verspürt sogar der Draufgänger und Sprücheklopfer vom Dienst alle Jahre wieder so etwas wie Muffensausen.

„Die Kamelbuckel sind für mich die schwierigste Passage im Weltcup“, gesteht der Oberösterreicher, „ich habe vor der Mausefalle auf der Streif weniger Respekt als vor diesen Kamelbuckeln hier in Gröden.“ Diese Einschätzung mag angesichts der vielen Herausforderungen, die auf die Abfahrer sonst noch im Weltcup warten, ein wenig wundern. „Und ich weiß auch, dass viele sagen, dass die Kamelbuckel dodeleinfach wären. Aber wenn du da mit 130 km/h hin bläst und den Kicker siehst, dann kostet das große Überwindung.“

Große Sicherheit

Es ist für Vincent Kriechmayr vielleicht ein Trost, dass viele so denken wie der Oberösterreicher. Max Franz etwa, der im ersten Training hinter Travis Ganong (USA) auf Rang zwei raste, jagen die Kamelbuckel seit seiner Jungfernfahrt „richtig Respekt“ ein, „beim ersten Mal habe ich dort einen Salto gemacht.“

Und trotzdem – bei aller Ehrfurcht vor den Kamelbuckeln strahlen die Österreicher diesmal in Gröden auch ungewohnt viel Sicherheit, Selbstvertrauen und Lockerheit aus. Die zwei Siege von Max Franz in Übersee (Abfahrt in Lake Louise, Super-G in Beaver Creek) haben der gesamten Mannschaft Rückenwind verliehen. Sogar Routinier Hannes Reichelt, der die Saslong nicht zu seinen Lieblingspisten zählt, meinte nach seinem sechsten Rang im ersten Abfahrtstraining. „Ich bin verwundert, dass ich so schnell bin. In Gröden kämpfe ich ja normalerweise oft mit Rätseln. “

Es ist aktuell eine positive Eigendynamik zu spüren, die natürlich auch mit dem hervorragenden Saisonstart zusammen hängt. Aber die Ursachen liegen tiefer. Der besonnene Abfahrtstrainer Sepp Brunner, der seit zwei Jahren im Amt ist, hat den Österreichern zurück in die Erfolgsspur geholfen. „Dann kommen Kriechmayr, Franz oder Mayer jetzt auch ins beste Abfahreralter. Bei denen hat alles eine Selbstverständlichkeit“, sagt Reichelt.

Großer Stress

Während sich die Speedspezialisten nach Super-G (Freitag, 12 Uhr) und Abfahrt (Samstag, 11.45 Uhr) in eine kurze Pause verabschieden, kommt auf die Techniker eine turbulente Vorweihnachtszeit mit fünf Rennen in sieben Tagen zu. Von Alta Badia, wo ein Riesentorlauf und ein Parallelbewerb gefahren werden, geht’s nach Saalbach-Hinterglemm. In der Salzburger Gemeinde wird neben dem abgesagten Riesentorlauf von Sölden (19.12.) auch noch der abgesagte Slalom von Val-d’Isère (20.12.) nachgetragen. Danach wartet noch ein weiterer Slalom in Madonna (22.12.).

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