Verdienter als der Titel von Red Bull Salzburg geht es nicht. Mit einem 4:0 im Finale der ICE Hockey League gegen Fehervar beendete der große Titelfavorit das perfekte Play-off mit zwölf Siegen in zwölf Partien. Salzburg stellte die Bestmarke der Vienna Capitals aus dem Jahr 2017 ein, die ebenfalls ohne Niederlage durchs Play-off rauschten.
Salzburger Macht
Im Gegensatz zu 2017 ist die Überraschung 2022 weniger groß. Alles andere als der Titel wäre mit diesem Salzburger Kader eine Enttäuschung gewesen. Die Bullen hatten ein echtes Allstar-Team zusammengekauft und in den eigenen Reihen ja auch noch Top-Spieler wie Goalie Lamoureux, Raffl oder die Youngsters aus der Akademie, die in den hinteren Reihen für gehörig Konkurrenzkampf im Kader sorgen.
Und dann sind da noch die beiden Finnen, die im Play-off ihre große Klasse zeigten: Tormann Atte Tolvanen kam bei seinen acht Play-off-Spielen auf einen Gegentorschnitt von 1,16 und 95,2 Prozent Fangquote. Klar, dass er zum MVP des Play-offs gewählt wurde. Sein Landsmann Jan-Mikael Järvinen spielte nie spektakulär, aber immer verlässlich und am Bully bärenstark. 17 Spieler des Meisterteams haben bereits einen Vertrag für die kommende Saison.
Die Liga-Zukunft
Wie es im Herbst weitergeht, ist noch nicht hundertprozentig geklärt. Die Einigung im Kooperationsvertrag zwischen der ICE Hockey League und dem österreichischen Verband steht bevor. Die Rahmenbedingungen sind geklärt, jetzt geht es um das Finanzielle. Geeinigt hat man sich auf eine kosmetische Änderung im Bereich der Legionärsbeschränkung. Statt des Punktesystems zur Kaderserstellung müssen künftig auf dem Spielbericht zwölf der 22 Spieler für das österreichische Nationalteam einsatzberechtigt sein. Doppelstaatsbürger sind also auch betroffen. Mit einem Stufenplan soll die Anzahl der Legionäre reduziert werden. Beim letzten Stufenplan blieb die Liga nach einem Schritt stehen.
Sicher ist nur, dass wieder 14 Teams teilnehmen werden. Bratislava kommt zurück, sollte Znojmo aussteigen, gibt es mit Feldkirch, Asiago und Jesenice drei Anwärter.
Wegen des Krieges in der Ukraine wurden Russland und Belarus von der WM ausgeschlossen, Frankreich und Österreich rückten nach. Für den Verband bedeutet das einen Mehraufwand von rund 150.000 Euro. Die Vorbereitung des Nationalteams dauert wegen des späten Beginns der WM (13. Mai bis 29. Mai) fünf Wochen und ist qualitativ so hochwertig wie noch nie. Weil Belarus und Russland keine Tests bestreiten, kommt Österreich in den Genuss, gegen Teams zu spielen, die normalerweise nicht gegen einen 17. der Weltrangliste in der Vorbereitung antreten. Der Höhepunkt wird das Gastspiel von Schweden am 28. April in Wien sein.
Wegen der frühen Titel-Entscheidung in der ICEHL werden die Salzburg-Spieler bereits beim nächsten Teamcamp kommende Woche in Innsbruck zum Nationalteam stoßen. Bis auf Zwerger, Kasper und die Nordamerika-Legionäre Michael Raffl und Marco Rossi, ist das Team dann schon komplett. In dieser Woche trainiert Österreich in Graz und will am Donnerstag und Samstag gegen Polen Selbstvertrauen tanken.
Die WM-Chancen
Früher musste vor einer WM gesagt werden, dass Österreich Favorit auf den Abstieg ist. 2022 ist das keinesfalls so. Sollte Österreich in der Gruppe B in Tampere Großbritannien hinter sich lassen, dann ist der Klassenerhalt gesichert. Das ist durchaus möglich. Das Team von Roger Bader schaffte dies 2018 in Dänemark gegen Belarus. 2019 stieg Österreich wegen eines verlorenen Penaltyschießens gegen Italien ab.
Vom Erfolg abhängig ist wohl auch die Zukunft von Teamchef und Sportdirektor Roger Bader, dem eine Verlängerung vor der WM nicht zugestanden wurde.
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