Das Luxusprobleme der ÖSV-Adler

Das Luxusprobleme der ÖSV-Adler
Zu viele Springer für zu wenige Plätze: Am Wochenende werden die letzten Startplätze für die Tournee vergeben.

Man braucht mit Alexander Pointner kein Mitleid zu haben. Er hat sich das alles selbst eingebrockt, er trägt die Mitverantwortung für das Dilemma, in dem der Cheftrainer der österreichischen Adler nun wieder einmal steckt. Es ist Jahr für Jahr, Großereignis für Großereignis, das gleiche Spiel, das altbekannte Problem zwischen Angebot und Nachfrage.

Einmal mehr gibt es vor einer Vierschanzentournee zu viele Springer für zu wenige Startplätze. Die stärkste Skisprung-Nation der Welt, die den aktuellen Weltcupleader (Andreas Kofler), den amtierenden Weltcup-Gesamtsieger (Thomas Morgenstern), die jüngsten Weltmeister (Morgenstern und Gregor Schlierenzauer) sowie die letzten drei Tournee-Sieger (Wolfgang Loitzl, Kofler, Morgenstern) stellt, könnte gut und gerne ein ganzes Geschwader von Überfliegern an den Tournee-Start bringen, aber das Kontingent ist auf sieben Springer beschränkt. Und Pointner hat die undankbare Aufgabe, die sieben Auserwählten auszusuchen.

Alltagsprobleme

"Ich sage, es ist ein Luxusproblem", erklärt der Tiroler Chefcoach, der mit kniffligen Entscheidungen längst Erfahrung hat. Bei jedem Teambewerb bei Olympia oder WM müssen einige potenzielle Olympiasieger und Weltmeister am Boden bleiben.

Im österreichischen Adler-Horst befinden sich gleich sechs Skispringer, die bereits gewonnen haben – und die meisten von ihnen nicht nur ein Mal. "In dieser Mannschaft steckt eben extrem viel Potenzial", lobt der Trainer, der sein Aufgebot für die Tournee erst kommende Woche bekannt geben wird.

Pointner will noch die beiden letzten Weltcup-Bewerbe an diesem Wochenende in Engelberg abwarten. Denn die große Titlis-Schanze in der Schweiz war in den letzten Jahren ein aufschlussreicher Anhaltspunkt für Formkurven und das Leistungsniveau der Springer. Wer in Engelberg vorne dabei war, der machte meist auch danach bei der Tournee eine gute Figur.

Andreas Kofler, 27, verbindet mit Engelberg eine kleine Hassliebe. Hier war er seinerzeit gestürzt und anschließend in ein veritables Formtief geschlittert, hier hat er aber auch im Vorjahr einen von drei Saisonsiegen gefeiert. In diesem Winter reist der Tiroler mit dem gelben Trikot des Weltcupleaders zur Tournee-Generalprobe. Die Führung ist für Kofler mehr Ansporn denn Bürde: "Ein angenehmes Gefühl, es taugt mir, und ich muss das gelbe Trikot nicht auf Biegen und Brechen verteidigen."

Wie Kofler sind auch Gregor Schlierenzauer, Sieger in Harrachov, und Thomas Morgenstern für die Tournee gesetzt. Und auch David Zauner, dessen Formkurve zuletzt nach oben zeigte, darf sich Hoffnungen auf einen Fixplatz machen.

Konkurrenzkampf

Um die restlichen drei Startplätze bewerben sich Martin Koch, Wolfgang Loitzl, Manuel Fettner und Michael Hayböck. Letzterer ist dafür verantwortlich, dass Österreich einen zusätzlichen Teilnehmer bei der Tournee stellen darf. Als Führendem im Continentalcup winkt Hayböck als Belohnung wohl das Tournee-Ticket.

Bleiben Loitzl, Koch und Fettner, die alle in diesem Winter noch nicht die großen Erfolge landen konnten. Vor allem für Loitzl wird es eng: Der Tournee-Sieger von 2009 hat heuer nur einen 18. Platz auf seiner Habenseite.

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