Als ÖSV-Vize galt Walchhofer lange als logische und mehrheitsfähige Lösung, ehe Peter Schröcksnadel plötzlich Renate Götschl aus dem Sitour-Kapperl zauberte und ins präsidiale Rennen schickte.
Eine Frau an der Spitze des Männerbundes namens Skiverband – natürlich hätte das Charme.
Aber es muss zugleich die Frage erlaubt sein, wie und warum Peter Schröcksnadel ausgerechnet auf die Ex-Skiläuferin Renate Götschl kommt. Würde der Verband mit ihr tatsächlich mit alteingesessenen Strukturen in ein neues, modernes Zeitalter aufbrechen – oder steht Renate Götschl nicht doch eher für eine Fortsetzung des Altbewährten?
Es ist auch schwer vorstellbar, wie sie aus der fernen Steiermark die Geschicke dieses großen Verbandes leiten will. Jeder weiß, dass alle Fäden in der ÖSV-Zentrale in Innsbruck zusammenlaufen. Die Gefahr ist groß, dass für die einstige Speed-Queen tatsächlich nur die Rolle einer Marionette und Pro-forma-Präsidentin vorgesehen ist. Und das kann und darf weder im Interesse von Renate Götschl sein, geschweige im Sinne des Skiverbandes.
In den vergangenen Wochen verfestigte sich mehr und mehr der Eindruck, dass Peter Schröcksnadel nur deshalb eine Partout-Kandidatin unterstützt, weil er offenbar nicht möchte, dass Michael Walchhofer sein Erbe antritt. Und weil er trotz aller öffentlichen Beteuerungen offenbar über den Sommer hinaus weiter in „seinem“ Verband ein Wörtchen mitreden will.
Das Ergebnis ist ein unnötiger Unfrieden im Skiverband, der möglicherweise nur durch einen neuen und unbeschädigten Alternativkandidaten beendet werden kann. Susanne Riess, Präsidentin der österreichischen Sporthilfe und frühere Sportministerin, wurde zuletzt immer häufiger als Kompromisslösung genannt.
Der ÖSV hätte sich diesen ganzen Zirkus ersparen können. Er hätte ihn sich – Stichwort Vorbildfunktion – sogar ersparen müssen. Peter Schröcksnadel muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht rechtzeitig eine vernünftige, unaufgeregte Übergabe an der Verbandsspitze eingeleitet zu haben. Als Präsident wäre es in seiner Verantwortung gewesen, einen Nachfolger für sein Lebenswerk aufzubauen.
Das hat er verabsäumt. Zeit dafür hätte er jedenfalls genug gehabt.
Kommentare