Caps-Boss: "Nachhaltigkeit zahlt sich aus"

APA12049138-2 - 24032013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Erste Bank Eishockey Liga-Halbfinale/best of seven/6. Spiel zwischen Red Bull Salzburg und Vienna Capitals am Sonntag, 24. März 2013, in Salzburg: Im Bild jubelt Vienna Capitals-Spieler Philipp Pinter (r.) mit Rafael Rotter über den Treffer zum 2:4. APA-FOTO: KRUGFOTO/DANIEL KRUG
Der Präsident der Vienna Capitals Hans Schmid freut sich über den Finaleinzug und den Zuschauerrekord.

Hans Schmid saß am Sonntag zu Hause und sah sich das letzte Semifinalspiel seiner Vienna Capitals in Salzburg im Fernsehen an. Nach dem 4:2 läutete das Präsidenten-Handy im Minutentakt. "Es sind viele Leute auch von anderen Klubs froh, dass Wien im Finale steht", sagt der 72-Jährige über die Gratulanten und die mediale Bedeutung seines Vereins.

Caps-Boss: "Nachhaltigkeit zahlt sich aus"
Hans Schmid
KURIER: Herr Schmid, wie sieht Ihre Gefühlslage nach dem Erfolg gegen Salzburg aus?
Hans Schmid:Ich bin froh, dass wir diesen Fluch beendet haben und endlich wieder im Finale stehen. Ich bin mit der Mannschaft sehr zufrieden. Auch wie sie die Ausfälle von Gratton und Lakos weggesteckt hat. Und die letzten zehn Minuten haben wir auch noch gegen die Schiedsrichter spielen müssen. Die Strafen waren am Ende zu viel. Man kann aber auch gegen die Schiedsrichter gewinnen, wie wir gesehen haben.

Ist die Genugtuung groß, dass nach dem Viertelfinal-Out 2012 vieles richtig gemacht wurde?
Ich freue mich, dass sich Nachhaltigkeit auszahlt. Das ist in der heutigen Zeit nicht sonderlich modern. Leute kommen und gehen. Wir haben ein Konzept gehabt, das hat mich überzeugt. Aber es hat im ersten Jahr nicht funktioniert. Trotzdem bin ich dazu gestanden. Wenn man so einen Trainer wie Tommy Samuelsson hat, muss man Vertrauen haben. Heuer war es leicht. Letzte Saison haben viele schon ein rasches Handeln gefordert.

Aber Sie haben ihm das Vertrauen ausgesprochen.
Die aktuelle Mannschaft kostet sogar weniger als jene, die letztes Jahr im Viertelfinale ausgeschieden ist. Aber Tommy hat jetzt Spieler, die ihn respektieren und die zu ihm passen. Er hat das mit Scout Bernd Freimüller sehr gut gemacht. Man merkt das auch daran, dass viele Spieler bleiben wollen. Da geht es nicht immer darum, 5000 Euro mehr oder weniger zu verdienen. Sie fühlen sich sehr wohl.

Kann das lange Play-off nicht zum Nachteil werden wie 2005, als die meisten Spieler die Capitals verlassen haben?
Dieses Mal haben wir andere Voraussetzungen. Das Umfeld für die Spieler im Verein ist viel besser geworden. Aber verhandelt wird erst nach dem Finale.

Haben Sie seit der Entscheidung in Salzburg schon Kontakt mit Dietrich Mateschitz gehabt?
Nein. Wir trennen das völlig. Wenn wir uns treffen, dann reden wir nicht über Eishockey. Er konnte sich ja am Sonntag über Platz eins und zwei in der Formel 1 freuen.

Wie sehen Sie die Chancen für das Finale?
Ich bin optimistisch. Aber der KAC ist eine richtige Play-off-Mannschaft. Das werden heiße Spiele.

Und die Halle wird immer voll sein.
Ich werde mein Ziel von 5500 Zuschauern im Schnitt erreichen. Das war mir sehr wichtig. Dann kommen wir auf eine Jahressumme von 180.000 bis 200.000 Zuschauern. Da kann man schon fragen: Welcher Sportverein schafft das noch in diesem Land?

Ex-KAC-Präsident Karl Safron soll auf Bestreben von Wien und Salzburg nicht mehr als Liga-Präsident kandidieren. Warum dieser Druck?
Wir brauchen einen Präsidenten, der in Wien ist, einen, der gute Kontakte zu den Medien, zur Politik und zur Wirtschaft hat. Die Zeiten sind vorbei, als Klubs einfach ein paar Hunderter durch Beziehungen bekommen haben.

Alle Sponsoren müssen mit Mediadaten begründen, warum sie investieren. Der neue Free-TV-Vertrag hat den Durchbruch gebracht. Jetzt muss die Liga in der Lage sein, für alle Vereine viel mehr Geld aufzustellen. In der Schweiz sind es 4,1 Millionen Euro. Wir sind eine funktionierende zentraleuropäische Liga geworden. Liga-Manager Christian Feichtinger, den ich schon oft angegriffen habe, macht eine ausgezeichnete Arbeit.

Termine
Donnerstag, 20.30 in Wien, Sonntag, 17.45 in Klagenfurt, 2. 4. in Wien, 5. 4. in Klagenfurt. Falls nötig: Sonntag, 7. 4. in Wien, Dienstag, 9. 4. in Klagenfurt, Freitag, 12. 4. in Wien.

Kartenvorverkauf
Am Montag begann in Wien der Vorverkauf für Abonnenten. Ab Dienstag, 15 Uhr, können Fans in der Halle Tickets kaufen, wenn sie nachweisen Caps-Fans zu sein (alte Karten, Fan-Utensilien).

Der KAC ist seinem Beinamen Rekordmeister wieder einmal gerecht geworden. 29 Titel, zum dritten Mal in Folge in der Finalserie, zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren. Kein Wunder, dass für die Fans die drei Buchstaben auch für Klagenfurter Athletiker Champions stehen.

Finalteilnahme hatte das – für viele Experten zu hoch gesteckte – Saisonziel geheißen. Am Sonntag haben es die Klagenfurter erreicht. „Was jetzt folgt, ist eine Draufgabe“, sagt Präsident Karl Nedwed. „Und die wollen wir mit allen Mitteln anstreben.“ In einem ist er sich mit Capitals-Chef Hans Schmid einig: „Es wird eine tolle Finalserie, auf die wir uns freuen dürfen.“ Mit offenem Ausgang? „Ich hoffe, wir haben zum Unterschied zu 2005 diesmal das bessere Ende.“

Christer Olsson, der den KAC übernommen hatte, als hinter den Play-offs noch ein großes Fragezeichen stand, will über Wien noch nicht sprechen. Dafür umso mehr über Moral, Charakter und Einstellung seiner Spieler. "Nach dem Ausfall von Tommy Koch sind alle noch näher zusammengerückt."

Goalie Rene Swette hingegen ist mit den Gedanken bereits beim Finalgegner. "Wir freuen uns auf die Wiener. Das wird bestimmt eine ganz heiße Serie."

Gegen Linz hatte es anfangs den Anschein, als müsste Peter Handkes Buch "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" in "Die Angst des KAC vor dem Sieg" umbenannt werden. Wenn es aber Absicht war, den Titelverteidiger anrennen und sich verausgeben zu lassen, um im letzten Drittel die Kraftreserven in die Waagschale zu werfen, dann war es eine gute Taktik. In den letzten 20 Minuten hatten die Linzer dem Rekordmeister nichts mehr entgegen zu setzen.

Erinnerungen

Die Finalspiele stehen auch im Zeichen der Revanche. 2005 hatte sich der KAC in einer an Dramatik nicht mehr zu überbietenden Serie den Vienna Capitals im siebenten Spiel geschlagen geben müssen. Zweifacher Torschütze für die Wiener beim 6:2 war Dieter Kalt – jetzt Assistent von Olsson. Von der damaligen KAC-Mannschaft sind mit Mike Siklena, Johannes Reichel und David Schuller noch drei Spieler dabei. Drei, die sich besonders ins Zeug legen werden.

Für Thomas Koch, 2005 im schwedischen Luleå unter Vertrag, ist es die zehnte Finalserie seit 2000. So erfolgreich ist sonst keiner der aktuellen Finalisten. 2000, 2001 und 2004 Meister mit dem KAC, 2007, 2008, 2010 und 2011 mit Salzburg, hat er jetzt den achten Titel im Visier. Doch ob der Kapitän zum Auftakt der Serie mit an Bord sein wird, ist noch offen. Am Sonntag von einem Schlittschuh am Oberkörper getroffen, musste er im ersten Drittel den Eisrink mit einem Spital tauschen. Tags darauf kam Entwarnung: Es ist nichts gebrochen. Aber die Ärzte empfehlen ein paar Tage Ruhe. "Im Heimspiel am Ostersonntag will ich auf jeden Fall wieder dabei sein", ließ der Stürmer wissen.

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