Bronzener WM-Lohn für ÖSV-Stehauffrau Cornelia Hütter
In der Stunde ihres größten Erfolges fuhr Cornelia Hütter dann noch einmal im Schnelldurchlauf alle Stationen ihrer turbulenten Karriere ab. Es endete mit dem Fazit: „Alles, was ich durchgemacht habe, hat mich erst zu der Persönlichkeit gemacht, die ich heute bin. Deshalb bin ich voll mit mir im Reinen.“
Dafür hätte es diese Bronzemedaille im Super-G in Méribel gar nicht zwingend gebraucht, „ich bin deshalb jetzt kein anderer Mensch“, betonte Hütter nach dem Rennen, aber natürlich war der dritte Platz zeitgleich mit der Norwegerin Kajsa Vickhoff Lie eine besondere Genugtuung nach allem, was die 30-Jährige in ihrer Karriere schon mitgemacht hat.
Dicke Krankenakte
„Es war nicht immer einfach für mich“, sagt Cornelia Hütter, und das ist gelinde gesagt eine Untertreibung. Der steirischen Speedspezialistin ist dermaßen viel widerfahren, dass schon das bloße Lesen der Krankenakte Schmerzen verursacht: drei Kreuzbandrisse, Lungenprellung, Läsion der Milz, etliche Bänderverletzungen im Knie, schwere Gehirnerschütterung, Nasenbeinbruch – man kann jetzt verstehen, weshalb Courchevel-Méribel erst die zweite WM für die 30-Jährige ist.
Nicht nur einmal hatte Cornelia Hütter mit dem Skisport schon abgeschlossen. „Das Feuer war längst aus. Ich habe mir gedacht: Der Skisport kann mich kreuzweise, mich interessiert das nicht mehr“, erzählt die Steirerin. „Wie soll man Spaß haben, wenn einen alles anzipft?“
Schwere Rückschläge
Der Sturz in der Abfahrt von Crans Montana vor knapp einem Jahr sei der dunkelste Moment gewesen. Hütter lag mit einer schweren Gehirnerschütterung im Spital, sie litt unter Erinnerungslücken und bekam es mit der Angst zu tun. „Nach einem Kreuzbandriss gehst du in die Therapie. Aber wenn du etwas in deinem Kopf hast ... mit dem ist nicht zu spaßen.“
Aber auch dieser schwere Rückschlag konnte Cornelia Hütter nicht in die Knie zwingen. „Ich habe gespürt, dass ich noch nicht bereit bin, von der Couch aus zuzuschauen.“ Aber sie hinterfragte sich und zog ihre Konsequenzen aus den vielen heftigen Stürzen. „Mir war klar: Wenn ich so weitermache, dann fliege ich noch einmal auf die Papp’n. Ich kann nicht immer auf Teufel komm raus fahren, denn irgendwann macht es der Körper nicht mehr mit.“
Sinneswandel
Cornelia Hütter hat heute einen anderen Zugang zum Rennfahren. Sie ist draufgekommen, dass sie in der Vergangenheit nicht immer die klügsten Entscheidungen getroffen hat. „Viele Sachen haben nicht gepasst. Aber das wollte ich vielleicht nicht sehen und wahrhaben.“
Mit 30 wirkt die Steirerin nun aufgeräumt und souverän wie wohl noch nie in ihrer Karriere. „Das war nicht selbstverständlich, dass ich noch einmal zurückkomme“, sagt sie. „Ich bin froh, dass ich dem Gefühl in mir vertraut habe und dass ich es durchgezogen habe. Man kann solche Emotionen mehr genießen, wenn man weiß, dass es nicht selbstverständlich ist.“
Die vielen Rückschläge und Enttäuschungen will sie gar nicht vergessen machen. „Ich war halt immer gut im schlechten Timing. Die negativen Erfahrungen haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.“
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