Alpine Kombination: Der Bewerb, den nicht einmal die Läufer kapieren
Man stelle sich einmal vor, Dominic Thiem würde einen Journalisten fragen, wie es denn in einem Tennis-Game beim Stand von 40:40 weiter gehen würde. Oder Siebenkämpferin Ivona Dadic hätte absolut keinen Tau, in welcher Reihenfolge sie die sieben Leichtathletik-Disziplinen in Angriff nehmen müsste.
So, oder so ähnlich, ergeht es den Läuferinnen vor der Alpinen Kombination, mit der am Montag die Medaillenjagd bei der Ski-WM in Cortina d' Ampezzo beginnt. Keine 18 Stunden vor dem Auftaktbewerb wissen viele Sportlerinnen nicht, was auf sie zukommt und wie dieser Bewerb über die Bühne geht.
"Es ist so komisch. Einmal gibt's die Kombination mit einem Super-G, dann wieder mit einer Abfahrt. Und dann gibt's wieder eine andere Startreihenfolge", sagte Ramona Siebenhofer stellvertretend für viele Kombiniererinnen am Tag vor dem Rennen. "Und wie die Startreihenfolge im Super-G aussieht, weiß eigentlich auch noch keiner."
Damit ist eigentlich schon alles über die Alpine Kombination gesagt. Dieser Bewerb, der eigentlich den komplettesten Skifahrer ermitteln soll und jahrzehntelang unter den Sportlern einen enormen Stellenwert hatte, ist mittlerweile praktisch in der Bedeutunglosigkeit gelandet.
Das zeigt schon der Weltcup-Kalender, in dem in diesem Winter keine einzige Kombination auf dem Programm steht. Dieser Terminplan sei in erster Linie Corona geschuldet, heißt es aus der FIS, doch es ist kein Geheimnis, dass diese Disziplin stiefmütterlich behandelt wird. "Ich würde mir wünschen, dass diese Disziplin einen Aufschwung bekommt", sagt Franziska Gritsch, die bei der letzten Kombination vor knapp einem Jahr in Crans Montana mit dem zweiten Platz aufgezeigt hatte.
Bei der WM in Cortina wurde das Programm für die Kombi wegen der Wetterkapriolen kurzerhand getauscht. Statt mit dem Super-G beginnt die Kombination mit dem Slalom. Der Programmwechsel sorgte nur für noch mehr Irritationen bei den Läuferinnen. Ramona Siebenhofer hatte etwa keine Ahnung, welche Startreihenfolge für den Super-G geplant ist. "Ich weiß es nicht", sagte die Steirerin.
Unbestritten ist hingegen, dass die Österreicherinnen in der Kombination nur in der Außenseiterrolle sind. Die Favoritinnen sind andere, nämlich jene Läuferinnen, die seit Jahren den Skisport dominieren: Mikaela Shiffrin, Petra Vlhova, Wendy Holdener, Michelle Gisin, Federica Brignone - die Topstars nehmen diesen Bewerb offenbar ernster als die FIS.
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