Aamodt-Kilde vereitelt in Wengen einen Schweizer Heimsieg
Aleksander Aamodt Kilde in der Saison 2019/’20 die große Kristallkugel gewann, störte den erfolgsbesessenen Norweger eine Sache massiv daran. Er war zwar die Konstanz in Person und sammelte fleißig Punkte, „aber ich habe in der gesamten Saison nur ein Rennen gewonnen“, erinnert sich Kilde. "Das war mir persönlich viel zu wenig. Damals habe ich mir das Ziel gesetzt, dass ich viel mehr Rennen gewinnen muss."
Die Ausbeute in diesem Winter dürfte den hohen Ansprüchen von Aleksander Aamodt Kilde genügen. Der 29-Jährige ist zum Seriensieger avanciert, der plötzlich auch auf Pisten gewinnt, die ihm zuvor in der Karriere nicht so behagt hatten. Einem ersten Sieg in Beaver Creek ließ er einen Premierenerfolg in Bormio folgen, nun feierte Kilde seinen ersten Triumph auf der berühmten Lauberhorn-Abfahrt. Dass am Freitag nur auf der verkürzten Strecke gefahren wurde, tat der Freude keinen Abbruch. "Es war immer mein Ziel, einmal in Wengen zu gewinnen."
Kilde verhinderte mit seinem fünften Saisonsieg den nächsten Coup von Lokalmatador Marco Odermatt, bei dem es nur eine Frage der Zeit ist, bis er auch in der Abfahrt die gesamte Konkurrenz hinter sich lässt. Am Freitag fehlten dem Schweizer Superstar bei seiner Wengen-Premiere 19 Hundertstelsekunden auf den ersten Erfolg in einer Weltcup-Abfahrt. "Ich bin im Moment im Flow", erklärt der souveräne Führende im Gesamtweltcup.
Einen Erfolgslauf hat freilich auch Aleksander Aamodt Kilde, und das ist keineswegs so selbstverständlich, wie es gerade auf der Piste bei ihm aussieht. Am Sonntag ist es ein Jahr her, dass sich der Norweger einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Ihm ist es allerdings gelungen, nach seiner schweren Knieverletzung noch stärker zurückzukommen. "Das Selbstvertrauen ist da, das ist brutal wichtig im Skisport."
Steiler Aufstieg
Wie wichtig Sicherheit und das Vertrauen in den eigenen Körper sind, das weiß Daniel Hemetsberger nur zu gut. Der Oberösterreicher musste 30 Jahre alt werden, um endlich einmal über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei zu sein und seine skifahrerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen zu dürfen.
Nach vier Kreuzbandrissen nimmt die Karriere des Speedspezialisten aus Nußdorf am Attersee gerade rasant Fahrt auf. In der ersten Lauberhorn-Abfahrt war das Stehaufmännchen als Vierter der beste Österreicher und bestätigte seine starken Leistungen in den bisherigen Saisonabfahrten.
Kurs auf Peking
Bereits in Beaver Creek hatte Hemetsberger mit dem achten Platz aufgezeigt, in Bormio war er zuletzt schon Vierter, in Wengen fehlten dem 30-Jährigen 16 Hundertstelsekunden auf Beat Feuz und den ersten Podestplatz seiner Karriere. "Das ist surreal, ich wollte nur in die Top 15 kommen", gestand Hemetsberger nach seiner ersten Weltcup-Abfahrt in Wengen.
Mit den Rängen 8, 4, 4 sollte dem Läufer des SV Unterach ein Platz im österreichischen Olympia-Aufgebot sicher sein. Auch beim Kärntner Max Franz, der unmittelbar vor Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer als zweitbester Österreicher Fünfter wurde, stehen die Chancen gut. Allerdings warten bis zu den Winterspielen in Peking noch drei weitere Abfahrten: Heute die klassische Lauberhorn-Abfahrt über die gesamte Länge, und dann wird noch zweimal auf der Streif in Kitzbühel gefahren.
ÖSV-Chefcoach Andreas Puelacher will diese Abfahrten noch abwarten, ehe er sein elfköpfiges Aufgebot für die Winterspiele bekannt gibt. "Ich kann nur so viel sagen: Wir werden ein Team haben, das in jeder Disziplin um die Medaillen fährt."
Abschied von Janka
Carlo Janka wird dann in Peking definitiv kein Gegner der Österreicher mehr sein. Mit 35 Jahren bestreitet der Schweizer Olympiasieger und Weltmeister heute in Wengen sein letztes Rennen. Der Allrounder, der in vier Disziplinen Weltcupsiege feiern konnte, war der letzte Gesamtweltcupsieger der Eidgenossen (2009/’10). In Marco Odermatt dürfte es aber schon bald einen würdigen Nachfolger geben.
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