Winheims Tagebuch: Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Dem Delta-Virus, prophezeien japanische Ärzte, werde nach Olympia die Tokio-Variante folgen. Die Kehrseite der Medaille: Im Fall einer Absage würden quer durch die Sportwelt Amateurverbände ins Koma fallen. Gingen zigtausend Jobs verloren. Würden TV-Milliarden ausbleiben. Könnten nicht mehr das ganze Jahr über täglich 2,4 Millionen Euro via IOC in den Sport fließen.
Deshalb rettet’s so manchen (auch Österreichern) die Existenz, wenn die 29. Sommerspiele mit einjähriger Verspätung ab Freitag doch über die japanische Bühne gehen.
Obwohl mit Kaiser Naruhito erstmals ein oberster Gastgeber Olympia vor völlig leeren Tribünen eröffnen muss;
obwohl zwei Drittel der Japaner laut Umfragen noch auf eine Absage hoffen;
obwohl in Tokio der digitale Shitstorm gegen Premier Yoshihide Suga und IOC-Präsident Thomas Bach täglich bedrohlicher wird, weil die einander mit Schönfärberei überbieten;
obwohl sich Pandemie-bedingt ähnlich wie bei der Fußball-EM, bei der just in Städten mit den höchsten Corona-Zahlen die meisten Leut’ ins Stadion durften, auch bei Olympia Groteske an Groteske reiht.
Athleten wird nach ihrer Landung während der bis zu drei Stunden dauernden Kontrollen und (höflichen) Belehrungen eingebläut, sich nur ja an die Zwei-Meter-Abstandsregel zu halten. Letztere verliert an den Bettkanten im Olympischen Dorf offensichtlich ihre Gültigkeit. Oder sind die für die 11.300 Teilnehmer bereitgestellten 160.000 Kondome nur zum Luftballonaufblasen bei Medaillenfeiern gedacht?
In Europa Gebliebene werden vorm TV-Schirm kaum olympische Augenringe bekommen. Auch wenn der ORF seine Sportfreunde mit 500 Übertragungsstunden aus Japan verwöhnt, sind Top-Quoten wie bei der Fußball-EM unrealistisch. Auch beim olympischen Fußball-Turnier.
Deutschlands Olympiateam, unter der Regie von Stefan Kuntz im Mai U-21-Europameister geworden, besteht nur aus 18 statt der erlaubten 23 Mann. Etliche Klubs verweigerten ihren Jung-Profis die erneute Freistellung. Auch Salzburgs U-21-Goldgewinner Mergim Berisha und Karim Adeyemi fehlen zum Bedauern von Olympiacoach Kuntz.
Die EM-Finalisten Italien und England sind mit ihren Talenten – im Gegensatz zu so klassischen Fußball-Nationen wie Neuseeland, Honduras und Saudi-Arabien beim Olympiaturnier gar nicht erst startberechtigt. Doch selbst wenn sie nicht spielen und siegen, sind die Italiener stets für Überraschungen gut. So wird im Land des Europameisters ab nächstem Jahr keine Mannschaft auf italienischem Boden mehr mit grünen Dressen einlaufen dürfen. Begründung: um die Spieler deutlicher vom grünen Rasen unterscheiden zu können.
Das Grün-Verbot wird Rapid-Fans Rot sehen lassen. Noch aber sind sie fröhlich gestimmt dank sechs Bummerln im Cup. Mit denen die Rapidler in Wien 14 einen schuldlosen Parksheriff aus Wien 2 namens Günther Arnberger bestraften. Der stand nämlich bei Toni Polsters Verliererteam Viktoria im Tor.
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