Sportchefs mit goldenem Händchen, der Teamchef schaut durch die Finger

Rapid-Talent Wurmbrand
Passiert nicht am Ende der Übertrittszeit Unerwartetes, wird die Liga in einer Woche vermelden, dass ihre Profiklubs heuer mehr Spieler verkauften als erwarben. Und warum?
Weil selbst in zweiten ausländischen Ligen höhere Gehälter gezahlt werden als in Österreichs erster, während sich hierzulande wirtschaftliche Seriosität durchzusetzen beginnt. Oder notgedrungen (siehe Austrias US-Verkauf von Dominik Fitz) der Sparstift dominiert.
Trotzdem wird mehr importiert als eigener Nachwuchs forciert. Selbst hinter diesem – nicht nur von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick kritisierten – Trend steckt auch finanzielles Kalkül.
Gelingt es doch immer wieder, als No Names Geholte nach kurzer Bewährungsphase ums Drei- bis Vierfache ins Ausland weiter zu verkaufen. Diesbezüglich bewiesen nach Salzburgs (beim FC Bayern gelandeten) Christopher Freund auch Andreas Schicker als Sturm-Sportchef (inzwischen Hoffenheim) und zuletzt Rapids-Sportdirektor Markus Katzer ein goldenes Händchen.

Markus Katzer bewies mit seinen Personal-Ideen ein gutes Händchen
Ungeachtet großer Geschäfte lohnt es sich, bei den Kleinsten zu spionieren. So fiel in Wien-Nussdorf dem einstigen, längst pensionierten Rapid-Jugendchef Adi Köstenberger ein kleiner Tempodribbler namens Nikolaus Wurmbrand in der U 10 des Fünftligisten NAC auf. Neun Jahre später rückt Rapids Flügelflitzer erstmals beim Nationalteam ein.
Lästiger Sport
Wurmbrands 118 Jahre alter Döblinger Stammverein wäre angesichts hoher Energiekosten ohne Tennisplatz-Vermietung und ohne Mitgliedsbeiträge (420 Euro jährlich) seiner über 200 Jungkicker nicht mehr existent.
Was manchen im Nobelbezirk, die dem 80-jährigen NAC-Obmann dessen Ehrenamt mit Beschwerden über Sportplatzlärm erschweren, ohnehin lieber wäre.
Im Umfeld eines anderen Vereins fühlt man sich durch Schiedsrichterpfiffe gestört. Und vor den westlichen Toren Wiens wollte eine Bürgerinitiative verhindern, dass die NÖ-Gemeinde dem vom Jahrhunderthochwasser schwer getroffenen Fußballklub die Instandsetzung seiner Sportanlage finanziert. Argument: Laufen allein und Tanzen sei billiger, klüger und würde genügen.
Bei allem Respekt vor dieser Meinung – es gibt auch eine zweite: Dass nämlich Teamsportarten, in denen man gemeinsam verlieren und siegen lernt, wichtig sind. Gerade in Zeiten, in denen gefühlt jeder Zweite nur noch mit seinem Handy kommuniziert.
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