Die gefragten Ex-Kicker: Auch abseits des Platzes nicht im Abseits

Alfred Tatar kehrte der Kamera den Rücken.
Werden bald mehr österreichische Fußballer als TV-Analysten zu hören als auf Europacup-Feldern spielend zu sehen sein?
Noch darf gehofft werden, dass sich Meister Sturm Graz (Mittwoch Hinspiel nördlich des Polarkreises gegen Bodö Glimt, live auf Canal+) mit seiner Legionärstruppe für die Champions League qualifiziert, dass sich der FC Red Bull Salzburg (erstmals seit sieben Jahren nicht in der Königsklasse) und seine mehrheitlich ausländischen Profis in der Europa-League wohler fühlen; und dass sich Rapid auf dem Weg (via Györ) in die Conference League weiter steigern kann. Was auch im Interesse der TV-Sender wäre, die enorme Summen für Übertragungsrechte zahlen.
Inzwischen ließe sich – die Ex-ÖFB-Teamkapitänin und ORF-Fachfrau Viktoria Schnaderbeck sowie die Platin-Romy-Preisträger der legendären 70-Plus-Generation Hans Krankl und Herbert Prohaska gar nicht miteinbezogen – eine Nostalgie-Elf aus zu Honorarkritikern Gewordenen bilden, die es zusammen auf 432 Länderspieleinsätze brachten:
Helge Payer (ORF, 20 Länderspiele); Florian Klein (Servus TV, 45), Sebastian Prödl (Servus TV, 73), Johnny Ertl (Canal+, 7); Martin Harnik (Servus TV, 68), Roman Mählich (ORF, 20), Marko Stankovic (Sky, 1), Andreas Herzog (Sky, 103), Michael Liendl (ORF, 1); Marc Janko (Sky, 70), Peter Pacult (Sky, 24 ).
Abschied
Alfred Tatar, 62, tritt aus gesundheitlichen Gründen als TV-Analytiker ab. Vielen Sky-Abonnenten, denen der Magister der Biologie ob seiner schrullig-sachlichen Wortwahl zum Begriff wurde, werden gar nicht wissen, dass Tatar als Nachwuchsauswahlspieler ein Ausnahmetalent war. Grenzgenial bis unberechenbar. So sollen einmal auf dem Wiener Sport-Club-Platz Mitspieler, Referee und Gegner längst auf dem Feld gewesen sein, während er in der Kabine noch meditierte. Und auf der Kärntner Straße, erzählten seine Kumpels, habe der Fredl einmal mit der Gitarre Schillinge für einen guten Zweck erspielt.
Tatar stand stets zu dem, was er tat. Oder via TV sagte. Auch wenn er die Meinung zuweilen exklusiv besaß. Wie bei der WM 2022. Als der Fußball-Intellektuelle im ersten WM-Spiel Argentinien – Saudi Arabien aufseiten der Südamerikaner „außer dem Messi nur Hundskicker“ sah. Tatsächlich verlor Argentinien gegen die Saudis 1:2. Vier Wochen später aber wurden die Hundskicker Weltmeister.
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