Warum Klubtreue im heutigen Fußball nur noch Fan-Sache ist

Rapid, Rapid: Es geht längst nicht mehr um ein paar Kröten.
Anhänger von Rapid, Austria und anderen Bundesliga-Klubs halten ihren Vereinen jahrzehntelang die Treue. Bei den Kickern verhält es sich anders.

Bei ehemaligen Bundesliga- und Nationalspielern regt sich Unmut. Indem sie, sofern nicht selbst Sportdirektor, kritisch fragen: Sind Österreichs Fußball-Talente doch nicht so gut, wie diverse Erfolge bei Nachwuchsländerspielen vermuten lassen? Oder wird ihnen nur bei ihren Klubs zu wenig vertraut?

Dass am Transfermarkt mehr importiert als exportiert wird, kann nicht im Interesse von ÖFB-Teamchefs Ralf Rangnick sein. Konträr zu jenem von Spielervermittlern. Zumal es für diese speziell bei grenzüberschreitenden Transfers längst nicht nur – wie Rangnicks deutschen Landsleute zu sagen pflegen – „um ein paar Kröten“ geht. Sondern um hohe Provisionen.

Betriebstreue kommt aus der Mode, wird mehrheitlich nur noch von Fans vorgelebt. Wobei die von Rapid ihre ewige Liebe zum Klub oft auch mit Pickerl-Aktionen an Straßenschildern demonstrieren.

Die Klubs rechtfertigen ihren Hang zu Legionären u.a. damit, dass man sie brauche, um nicht schon in der Qualifikation für die (ertragsreiche) Champions-, Europa- oder Conference-League zu scheitern. Sportlich wird das Hoffen auf eine Finalphase von Jahr zu Jahr unrealistischer. Wird die Kluft zwischen arm und reich größer. Kaufen doch Topklubs Spieler zu obszön hohen Millionen-Summen, die früher selbst in Schilling undenkbar waren.

Liverpool überweist für Florian Wirtz 150 Millionen nach Leverkusen. Real sind die Verteidiger Dean Huijsen (bisher Bournemouth) und Alvaro Carreras (Benfica) über 100 Millionen wert. Manchester United gibt je 75 Millionen für Matheus Cunha (Wolverhampton)) und Bryan Mbeumo (Brentford) aus. Während Stuttgart die vom FC Bayern für Nick Woltemade gebotenen 45 Mille noch zu wenig sind.

Schlau gepokert

Für hiesige Verhältnisse bedeuten jene neun Millionen, die Rapid für den Schweden Isak Jansson aus Nizza erhält, einen Geschäftserfolg. Auch dass Salzburg für den Rechtsverteidiger Ignace van der Brempt (setzte sich bei RB nie durch) fünf Millionen (von Como) und zehn für Amar Dedic (von Benfica) bekommt, ist nicht selbstverständlich.

Rohdiamanten schleifen und gewinnbringend veräußern – die Methode funktioniert nur, wenn No Names über gewisse Anlagen verfügen. Bei manch Klagenfurt-Kicker war das eher nicht der Fall. Ungeachtet dessen soll der Spieler- und de facto Klubbesitzer angeordnet haben, Viertklassige einzusetzen, um die mit dem Prädikat „bundesligaerfahren“ gewinnbringend verkaufen zu können.

Aber das ist sicher nur ein haltloses Kärntner Gerücht. Fest steht: Klagenfurt stieg ab. Und gilt auch in der zweiten Liga als Kellerkandidat.

Kommentare