Wie mit Kreativität die Turnstunde zum Erlebnis werden kann – auch für Lehrer

Mit einfachsten Mitteln können Kinder bewegt werden
Beim Schulsport wird seit Jahren gespart, vor allem in Wien. Idealisten halten dagegen.

Der KURIER-Bericht, wonach langjährige Wiener Turnprofessoren wegen falschen Sparens der Behörden auf Kosten des Schulsports Alarm schlagen, löste enormes Echo aus. Zusammengefasst ließe sich in die Stellungnahmen – auch von Schulleitern – der Verdacht hineininterpretieren, dass überall die Kooperationsbereitschaft größer sei als in Wien.

Im vergangenen Herbst fand erstmals seit 1975 in Wien kein Schülerliga-Fußballmatch mehr statt. Frustriert hat jetzt der Wiener Schülerliga-Organisator Christian Vogel, dem pro Match nur neun Euro für Platzmiete, Reinigung usw. vom Stadtschulrat zugestandenen wurden, seine Funktion zurückgelegt.

Leere Plätze

Oberstudienrat Walter Kulha sieht auch beim Schulschwimmen dringend Handlungsbedarf. „Es muss doch möglich sein, dass man in den Wiener städtischen Bädern vormittags mehr als nur eine Bahn für die Kinder zur Verfügung gestellt bekommt. Und dass Schüler vormittags mit ihren Lehrern auf mehr Tennisplätze dürfen, wenn die ohnehin leer stehen “ Die Kinder seien sehr wohl noch bewegungshungrig und zu Sport zu animieren , sagt Kulha.

Professor Gerold Maier stößt ins gleiche Horn: „Im letzten Jahr habe ich mit Kollegen aus dem Vereinssport Eishockey in sogenannten Brennpunktschulen, in denen kein gebürtiger Österreicher in der Klasse saß, Turnstunden durchgeführt. Man glaubt nicht, wie leicht man mit geringstem Einsatz den Kindern eine tolle, erlebnisreiche Zeit bereiten kann: Mit einem Floorballfeld und einem Geschicklichkeitsparcours lassen sich 24 Kinder mühelos 50 bis 90 Minuten bewegen. Klassenlehrer berichteten uns ein paar Tage danach, wie angenehm die Kinder nach dieser Bewegungseinheit waren. Alle waren begeistert. Auch wir.“

Doktor Maier: „Das Argument gegen die tägliche Turnstunde wegen Platz- und Personalmangel ist schlichtweg falsch. Mit Kreativität ist die tägliche Turnstunde auch im Klassenzimmer möglich.“

Direktorin Margot Baier von der Volksschule Wienerstraße in Brunn an Gebirge will festgehalten wissen, dass ihr „angebliche Schulsport-Probleme wie in Wien“ fremd seien. Sie schwärmt vielmehr von der Zusammenarbeit mit den Vereinen im Bezirk. Die stellen uns sogar Trainer und Dressen bereit. So kommt es am Mittwoch ab 8 Uhr früh auf dem Sportplatz des SCG Brunn zum Sumsi-Erima-Kids-Bezirkscup, an dem sich nicht weniger als 393 Schüler und Schülerinnen von 15 Volksschulen aus dem NÖ-Bezirk kickend beteiligen werden. Wolfgang Winheim

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