Corona-Not macht erfinderisch. Glauben zumindest die Hersteller des Produkts. Klubs setzen menschenähnliche Gebilde auf Tribünen, TV-Sender erzeugen Lärm oder gaukeln Fan-Massen vor.
So wie etwa die spanische La Liga, wo gemeinsam mit dem Tech-Unternehmen Vizrt die Ränge virtuell gefüllt werden. Für den richtigen Ton gibt es eine Kooperation mit EA Sports, womit die Fangeräusche situationsabhängig simuliert werden. Liga-Sprecher Joris Evers sagt: „Wir wollen die Fans ja nicht ersetzen, wir wollen nur das Erlebnis durch das Auffüllen der leeren Plätze verbessern.“
Pappkameraden
Kreativ war man zuvor in Deutschland. Borussia Mönchengladbach hat Pappkameraden der Fans auf den Sitzplätzen im Stadion platziert. Die Anhänger konnten dabei ihre eigenen Porträts an den Klub schicken. „Zu Beginn haben wir auf 1.000, vielleicht 2.000 Bestellungen gehofft“, sagte Borussias Fanbeauftragter Thomas Weinmann. Beim Spiel gegen Bayer Leverkusen waren es dann aber bereits 12.000 Pappkameraden, die von den Sitzen lachten.
Die Idee mit den Pappkameraden hatte man zuallererst Mitte April bei Baseballspielen in Taiwan. Die Liga nahm als erste im Profisport mitten im Corona-Chaos den Spielbetrieb auf. Da durften auch Cheerleader ins Stadion und Stimmung machen – die waren allerdings echt.
Die vermutlich beste Idee, Fans doch ins Stadion zu bringen, hatte man in Dänemark. Bei Erstligist Aarhus konnten sich rund 200 Anhänger über eine 40 Meter breite Vidi-Wall, die am Spielfeldrand angebracht wurde, kostenlos ins Stadion zuschalten lassen. „Kein Zweifel, das hat uns geholfen“, freute sich Trainer David Nielsen.
Im Fußball startete die K-League in Südkorea am 8. Mai vor leeren Rängen. Dabei setzte der FC Seoul auf Zuschauerattrappen in Form von Sexpuppen – ein teures Vergnügen. Obwohl die Münder mit Schutzmasken verhüllt und die Körper züchtig in Klubtrikots gehüllt waren, verhängte der Verband die Liga-Rekordstrafe von 75.000 Euro. Dies habe die „weiblichen Fans zutiefst gedemütigt und die Integrität der Liga nachhaltig geschädigt“, hieß es in der Urteilsbegründung. Der Klub akzeptierte die Strafe und entschuldigte sich: Man habe nicht gewusst, dass es sich bei den Puppen um Sexspielzeuge handle.
Kommentare