"Wenn Novak Rekorde brechen will, muss er es bald tun"

Gritsch sieht seinem Schützling Novak Djokovic bei den Trainingseinheiten genau auf die Finger.
Gebhard Gritsch, der Fitnesscoach von Novak Djokovic, über das Traumjahr der Nummer eins und Dominic Thiems Potenzial.

Es war ein Traumcomeback mit längerem Anlauf, das Novak Djokovic im Tennisjahr 2018 hinlegte. Deshalb wurde der 31-jährige Serbe nach genau zwei Jahren Pause im November wieder Nummer eins der Welt, er überwintert an der Spitze mit einem Respektvorsprung von 1565 Punkten auf den Spanier Rafael Nadal.

Nach durchwachsenen vier Anfangsmonaten des Jahres holte Djokovic Anfang Mai sein Trainerteam mit dem slowakischen Coach Marian Vajda und Fitnesscoach Gebhard Gritsch zurück, von dem er sich genau ein Jahr zuvor getrennt hatte. Mit dem Neustart kamen die Erfolge, Djokovic gewann in Wimbledon und die US Open. Kurz nach Saisonende zeigte sich der 61-jährige Tiroler Gritsch, einer der angesehensten Fitnesstrainer in der Branche, im KURIER-Gespräch zufrieden und motiviert.

KURIER: Ihr Schützling ging als Favorit ins Endspiel des ATP-Finales. Dort verlor er gegen Alexander Zverev. Hat man den Kräfteverschleiß gemerkt?

Gebhard Gritsch: Novak hatte extrem viele Termine, Meetings und viele Spiele. Daran war er zum Teil auch selber schuld. Das lag dann eher an der mentalen Komponente, er hatte den richtigen Fokus nicht mehr.

Dennoch war er der Spieler der Saison mit einer sensationellen zweiten Jahreshälfte mit zwei Grand-Slam- und zwei ATP-1000-Titeln. Haben Sie das erwartet, als Sie ins Trainerteam zurückgekommen sind?

Im Mai hatte dies keiner aus dem Team für möglich gehalten. Da war er echt am Sand. Da fehlte extrem viel im Fitnessbereich, da wurde nicht wirklich tennisspezifisch trainiert. Aber vor allem hatte er dadurch auch mentale Probleme, weil er nicht gewusst hat, wo er eigentlich steht.

Was hat man getan, dass es so schnell bergauf ging?

Wir haben extrem viel und hart gearbeitet, an allem eigentlich. Aber vor allem hat er den Fokus wieder gefunden. Novak hat gewusst, dass er wieder mehr investieren muss – und er hat es auch getan. Er lebte wieder für das Prinzip Tennis. Was wichtig ist. Er wusste, wenn er Rekorde brechen will, dann muss er es bald tun. Er ist immerhin 31 Jahre alt.

Warum trennte man sich im Mai 2017?

Wenn man so viele Jahre, so viele Wochen, Tage und Stunden zusammen ist (denkt lange nach) … Wir waren alle einfach gestresst und ausgelaugt. Und dann gab es auch Fehler, die er gemacht hat. Er war 2016 vor den French Open ausgelaugt. Er hat dann alle Kräfte mobilisiert und die French Open gewonnen und damit den Karriere-Slam (Siege bei allen vier Grand-Slam-Turnieren; Anm.) erreicht. Danach hätte er ein paar Monate pausieren müssen.

Was ist das Erfolgsgeheimnis des Teams?

Marian Vajda ist ein toller Trainer und der umgängliche Typ, ich bin eher das ruhigere Gehirn des Teams. Wir haben einfach eine gute Kombination gefunden, um alle Komponenten, die einen erfolgreichen Profi ausmachen, vereinen zu können.

Wann haben Sie heuer gemerkt, dass es doch mit Erfolgen klappen würde?

Ein paar Wochen nach unserer Wiedervereinigung fragte er mich, wann er wieder eine Chance haben wird. Die Zielsetzung lag damals bei den US Open. Paris war schon gut. Aber dann kam er nach Wimbledon und hatte sofort ein sensationelles Gefühl. Das Spiel auf Rasen liegt ihm, er bewegt sich gut, er hat viel Gefühl. Und so kommt die mentale Stärke wieder.

Sind die Australian Open im Jänner das nächste Ziel?

Bei Nadal muss man abwarten, der kommt stets sehr stark zurück. Bei Roger Federer hatte ich zuletzt das Gefühl, dass die mentale Frische etwas fehlt, und da fehlen dann Rhythmus und auch Schnelligkeit, die nicht nur mit der Physis zusammenhängen.

Was trauen Sie dem Österreicher Dominic Thiem zu?

Er ist erneut mit Nadal Favorit bei den French Open. Er hat sich generell verbessert. Nur braucht es Zeit, bis alles ins Spiel integriert ist.

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Wer nur einen flüchtigen Blick auf die Ergebnislisten des Tennisjahres 2018 wirft, der wird womöglich sagen: Alles schon da gewesen.

Die Pokale bei den vier Grand-Slam-Turnieren wurden im Herren-Zirkus wieder an die großen drei der Szene verteilt (Australian Open: Roger Federer; French Open: Rafael Nadal; Wimbledon und US Open: Novak Djokovic). Doch der Schein trügt ein wenig. Das Jahr 2019 könnte die große Wende einleiten. Der Deutsche Alexander Zverev feierte bei den ATP Finals seinen bislang größten Sieg, Dominic Thiem stand in Paris erstmals in einem Grand-Slam-Finale. Mit den Stars des Sports befasst sich auch in diesem Jahr das KURIER-Tennis-Magazin, das ab heute erhältlich ist.

Auf fast 200 Seiten kommen aber nicht nur die aktuellen Größen zu Wort, sondern auch Legenden wie Hans Kary. Österreichs Pionier wird demnächst 70, im Magazin rechnet er mit dem Profitum ab: „Das Geld hat viele verdorben, es gibt mittlerweile zu viele Kreaturen.“

Für wenig Geld spielen die Tennisstars im Daviscup. Und dort feierte das rot-weiß-rote Team heuer den Aufstieg in die Weltgruppe. Der Ausblick auf das Duell mit Chile im Februar darf daher nicht fehlen. Für das Länderspiel in Salzburg gibt es im großen Gewinnspiel u.a. VIP-Tickets zu gewinnen.

Auf Damen-Seite hat sich der Generationenwechsel bereits vollzogen. US-Open-Siegerin Naomi Osaka ist das neue, frische Gesicht der WTA-Tour. 

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