Weltrekord-Flut bei Olympia: Die schnellste Laufbahn der Geschichte

Weltrekord-Flut bei Olympia: Die schnellste Laufbahn der Geschichte
Eine italienische Firma entwickelte die schnellste Laufbahn der olympischen Geschichte. In sechs Tagen purzelten schon drei Weltrekorde.

Andrea Vallauri ist in der Leichtathletik kein Unbekannter. Er läuft zwar nicht am schnellsten und hüpft auch nicht am weitesten. Aber seine Firma Mondo baut die Bahnen für Olympische Spiele, in Tokio schon zum zwölften Mal.

Über die Hälfte aller Weltrekorde in den letzten 20 Jahren wurden auf ihren Bahnen aufgestellt. Doch die Bahn in Tokio ist so schnell wie keine andere in der Geschichte der Leichtathletik, erzählte der Italiener in der New York Times.

Wie schon am Dienstag bei den Männern durch den Norweger Warholm gab es auch bei den Frauen im Finale über 400 Meter Hürden einen neuen Weltrekord. Die 21-jährige Amerikanerin Sydney McLaughlin unterbot ihre eigene Bestmarke um 44 Hundertstel und gewann in 51,46 Sekunden Gold. Ihre Landsfrau Dalilah Muhammad holte Silber, dahinter stieg Femke Bol als Dritte aufs Podest. Die Niederländerin sorgte mit ihrer Zeit von 52,03 Sekunden für einen neuen Europarekord.

Weltrekord-Flut bei Olympia: Die schnellste Laufbahn der Geschichte

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Weltrekord-Flut bei Olympia: Die schnellste Laufbahn der Geschichte

Athleten testeten

Die Firma von Valluri liegt in Alba, in der Nähe von Turin, dort wurde in den letzten Jahren an der Kunststoffmischung für die Unterlage in Tokio gearbeitet. Verschiedenste Materialien wurden getestet, immer wieder wurde Rücksprache mit Athleten gehalten. Es war wie bei einem Geschmackstest von einem neuen Rezept für einen Softdrink. Und der Test stieß überhaupt nicht sauer auf. Vallauri sagt, alle Athleten waren von der jetzt verlegten Bahn begeistert. „Das Feedback war bei allen Athleten das gleiche: Wir wollen diese Bahn.“

„Die Bahn ist sehr dünn“, erklärt Valluri. „Nur 14 Millimeter. Aber wir haben ein neues Element dazugemischt.“ Er nennt es „rubber granules“, Gummigranulat. In der untersten Schicht bilden diese ein sechseckiges Design, das Lufttaschen hat, die Schläge absorbieren und die Energie „wie ein Trampolin“ zurückfedern, schildert Vallauri. Das sagte auch Weltrekordlerin McLaughlin: „Man spürt die Federung richtig. Manche Bahnen nehmen den Aufprall und deine Bewegungen einfach nur auf. Diese hier regeneriert die Energie und gibt sie dir zurück.“

Vallauri beziffert den Vorteil der 1,5 Millionen Dollar teuren Bahn, die die Bezeichnung WSTY erhielt, auf ein bis zwei Prozent. Das reicht für die Besten der Besten für neue Höchstleistungen. Auch die Unterlagen für Weit- und Hochsprung-Anlagen sind eine Gefahr für die Rekordbücher. So stellte am Sonntag die Venezolanerin Yulimar Rojas mit 15,67 Metern einen neuen Dreisprung-Weltrekord auf.

Valluri betont, dass alles durch das Regulativ gedeckt sei. „Es werden Traumata verhindert, und es wird auf die Gesundheit der Athleten geschaut.“ Der französische Sprinter Jimmy Vicaut meint aber, dass ständiges Training auf so einer Bahn zu Muskelverletzungen führen würde.

Unfair sei die Bahn nicht, meint Vallauri. Der vergleicht die Oberfläche mit Formel-1-Reifen: „Wenn alle Autos denselben Gummi haben, dann ist die Fairness gegeben.“

Neben der Bahn werden auch die warmen Temperaturen für die guten Sprintzeiten verantwortlich gemacht. Und das neue Schuhwerk.

Revolutionäre Schuhe

Die Sprintspikes der Ausrüster Nike und New Balance galten als Wunderschuhe. Eine Karbonplatte in der Sohle soll wie eine Feder wirken. „Seltsam und unfair“, kommentierte 100- und 200-Meter-Weltrekordhalter Usain Bolt die Entwicklung. Im Frühjahr hatte der Leichtathletik-Verband durchgegriffen und ein erstes Nike-Modell verboten. Bessere Gratiswerbung kann es nicht geben. Nike legte eine legale Version nach, die Leichtathletik-Welt rätselte, ob die Spikes im Olympiajahr die Resultate verzerren würden – und balgte sich um die wenigen noch erhältlichen Modelle. Die Konkurrenz legte kurz vor den Spielen nach. Puma hat nun eine ähnliche Technologie im Angebot.

Die Schweizerin Mujinga Kambundji sprintete in die Finali über 100 und 200 Meter. Die 29-Jährige läuft mit Nike und sagte: „Ich würde auch gerne wissen, was sie bringen. Es ist ein etwas anderes Laufgefühl. Aber wir werden nie erfahren, wie groß der Unterschied genau ist, denn man läuft den exakt gleichen Lauf nie zwei Mal.“

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