Laut Aussendung des ÖOC wurde die Liegenschaft „von einem Schätzgutachter auf ca. zwei Millionen Euro bewertet“. Im Kaufvertrag sind die festgestellten Mängel festgehalten. In der Aussendung des ÖOC heißt es: „Aufgrund der Tatsache, dass an der Liegenschaft Umbauarbeiten ohne Einbeziehung des Denkmalschutzes durchgeführt, Gebäude ohne Baugenehmigung errichtet wurden und außerdem noch Bauwerte auf fremden Grund standen, wurde der tatsächliche Verkehrswert vom Schätzgutachter auf ca. eine Million Euro festgesetzt.“
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Gläubiger als Käufer
Der ÖOC entschloss sich, die Liegenschaft selbst zu kaufen. „Zur Rettung der Forderung“, heißt es. 585.015,98 Euro bekam der ÖOC aus der Masse, von der vom ÖOC bezahlten Million gingen 223.682,58 an das Finanzamt Hollabrunn Korneuburg Tulln – ebenfalls Gläubiger von Jungwirth. Diese Beträge wären an ÖOC und Finanzamt ausbezahlt worden, egal, wer die Immobilie um eine Million gekauft hätte. Doch das ÖOC, ein Verein, der mit Steuergeldern gefördert wird, entschloss sich, wie Immobilienexperten meinen, mit der Wertsteigerung der Liegenschaft zu spekulieren.
In der Aussendung ist kryptisch vom Erwerb eines fremden Grundstücks die Rede. Jungwirth hatte zur Liegenschaft noch Flächen im Ausmaß von 16.200 Quadratmetern um 1.200 Euro pro Jahr gepachtet. Im Jahr 2017 kaufte das ÖOC der Verpächterin der 16.200 Quadratmeter weit mehr ab – und zwar 28.248 und 44.720 Quadratmeter um 360.000 Euro. Eine letzte Adaptierung war letztlich preisgünstig. Im Jahr 2016 kaufte das ÖOC von der Marktgemeinde Grabern 425 Quadratmeter um 1.905 Euro.
Auf jeden Fall hat das ÖOC zu diesem Zeitpunkt schon 1,36 Millionen nur für Ankäufe ausgegeben. Das ÖOC zahlte laut Kaufverträge zudem Vermessungen, Grunderwerbssteuer und Eintragungsgebühr sowie die Kosten für die Vertragserrichtung. Was in Renovierung und Adaptierung geflossen ist, geht weder aus den Kaufverträgen noch aus der Aussendung hervor. Auch nicht, was die Verwaltung der Liegenschaft über die sechs Jahre gekostet hat.
Im Jahr 2017, so steht es in einem Protokoll einer Hauptversammlung, sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss, „es wäre gut, wenn die Liegenschaft in Mittergrabern endlich zu einem vernünftigen Preis veräußert werden könnte. Um zwei Millionen Euro kann es in einem Monat verkauft werden, das will man jedoch nicht.“
Zwei Jahre später wird verkauft. Um 1,980.000 Millionen Euro. Laut Aussendung vom Montag wurde ein Buchgewinn von gut 700.000 Euro erzielt – hier leistete man sich einen Verschreiber – „1,960.000 durch Verkauf“ und „240.000 durch Verpachtung“. Für die 1,980.000 Euro erhielt die Käuferin 2020 37.725 Quadratmeter Grundstücksfläche (beim Kauf 2014 waren es nur 15.220 gewesen) samt dem darauf errichteten Wohnhaus, der Reithalle und den Wirtschafts- und Stallgebäuden. Im Kaufvertrag heißt es: „Die Wirtschafts- und Nebengebäude befinden sich in brauchbaren Zustand.“ In der Aussendung zieht man noch die 87.212 Euro Immobilienerwerbssteuer vom angeblichen Gewinn ab.
Das ÖOC rechnet vor, durch die Immobilienspekulation 1,2 Millionen Euro verdient zu haben. Warum man vom Masseverwalter nur 200.000 oder 300.000 bekommen hätte, bleibt ebenso offen, ebenso wie hoch Investitionen und Verwaltung war. Auf jeden Fall hat man bei der Hauptversammlung am Freitag weiteren Gesprächsstoff.
Teurer Weiterverkauf
Diesen Sommer wechselte die Liegenschaft übrigens die Eigentümerin. Käuferin ist eine GmbH, die laut Auszug aus dem Grundbuch ein Pfandrecht in der Höhe von 6,5 Millionen von einer steirischen Bank eintragen ließ. Ein Zeichen, dass Kaufpreis und Wert der Immobilie binnen drei Jahren explodiert sein muss.
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