Die Handball-WM eine Farce? "Es ist alles ein bisschen verrückt"

Rot-weiß-roter Rückhalt: Österreichs Tormann Eichberger bekommt es mit der Schweiz zu tun.
Österreichs WM-Abenteuer begann turbulent. Corona hat vor dem Auftakt am Donnerstag viele Überlegungen durchkreuzt.

Üblicherweise bereiten sich Handballspieler viele Tage auf einen Gegner bei einem Großereignis vor, das Betreuerteam gar wochenlang. Österreichs Herren hatten vor dem Auftaktspiel am Donnerstag (18 Uhr/live ORF1) bei der WM in Ägypten gerade einmal 32 Stunden, um Spielzüge und taktische Varianten der Schweiz einzulernen.

Dieser Umstand war dem Chaos geschuldet.

Die USA, der ursprüngliche Auftaktgegner in Gruppe E, hatten Dienstag kurz vor Mitternacht ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft absagen müssen. 18 (!) positive Corona-Fälle zwangen das Team aus Nordamerika in die Knie. Die Schweiz stand auf Abruf bereit und rückte nach.

Bis jetzt ist das alles eine Parodie und Wilder Westen gewesen."

von Norwegens Handball-Star Sander Sagosen

zu den Corona-Bedingungen bei der WM

Wenige Stunden vor der amerikanischen Kapitulation hatten die Tschechen ihr WM-Abenteuer für beendet erklärt, ehe es überhaupt begonnen hat. Brasilien und die Kapverdischen Inseln sind noch dabei, die Auswahlen vermeldeten aber ebenfalls einige Infizierte vor Turnierstart.

Noch vor dem ersten Anpfiff drohte die WM bereits zur Farce zu werden. Schon die rund um den Erdball verteilten Ausscheidungsspiele waren der Pandemie zum Opfer gefallen, viele der insgesamt 32 Teilnehmer wurden vom Weltverband aufgrund ihrer Ergebnisse bei vergangenen Turnieren als WM-Starter nominiert oder mit Wildcards ausgestattet.

Die Schweiz also. Für Österreichs Herren bedeutet dies ein Duell auf Augenhöhe um den Einzug in die Hauptrunde, die übrigen Vorrundengegner Frankreich (Samstag) und Norwegen (Montag) scheinen außer Reichweite zu sein.

„Ein ‚Exote‘ wie die USA ist etwas Anderes als eine gefestigte Mannschaft wie die Schweiz. Ein komplett anderer Gegner und ein völlig anderes Kaliber“, fand daher auch Österreichs Sportdirektor Patrick Fölser. Schweiz-Legionär Sebastian Frimmel nahm die Planänderung gelassen: „Es ist alles ein bisschen verrückt. Mich überrascht seit einem Jahr aber nichts mehr“, sagte Österreichs Flügelspieler.

Noch ereignisreicher dürfte es bei den Gegnern zugehen. Die Schweizer dürften erst am Spieltag selbst nach Ägypten reisen – vorausgesetzt die obligatorischen Covid-Tests fallen negativ aus.

Bei den Österreichern verliefen Anreise, Testungen und Unterbringung in der „WM-Blase“ reibungslos. Die Vorfreude ist trotz der vielen Wendungen groß: „Es handelt sich um eine WM“, sagt Frimmel, „so etwas wird nie zur Routine. Für einige Spieler ist es zudem eine Premiere.“ Zu erzählen werden sie womöglich einiges haben.

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