„Es liegen schöne Tage hinter mir“, sagt er am Montag nach seiner Trainingseinheit. „Ich werde so oft darauf angesprochen. Diese magische Marke von 70 Metern hat mich immer interessiert. Da trennen sich die guten Athleten von der Weltspitze. Dieses Ziel ist jetzt weg – und jetzt stehen die anderen Saisonziele klarer vor mir.“
Weißhaidinger ist das (männliche) Aushängeschild der österreichischen Leichtathletik. Bei der Weltmeisterschaft 2019 in Doha holte er ebenso Bronze wie bei den Olympischen Spielen in Tokio. Saisonhöhepunkt ist die Weltmeisterschaft in Budapest ab 19. August, bei der er zwar nicht zu den absoluten Favoriten zählt, jedoch zu den sechs bis sieben Medaillenanwärtern. Mehr als nur im Hinterkopf sind bereits jetzt die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Der Trainer
Kongenialer Partner an Weißhaidingers Seite ist seit vielen Jahren Gregor Högler. Der ehemalige Speerwerfer ist ÖLV-Sportdirektor und Trainer und bekannt dafür, an kleinsten Details zu tüfteln. Zusammengearbeitet wird mit Biomechanikern aus Deutschland und mit Wissenschaftern aus aller Welt. „Unsere Fragen entstehen immer beim Training auf dem Platz. Die Wissenschaft muss dann die Antworten liefern“, sagt der 50-Jährige. „Wir mussten irgendwo ein paar Zentimeter finden, damit er im Wurfkreis gut stehen kann.“
Viele Videoanalysen später nimmt Weißhaidinger jetzt eine andere Position ein, er startet den Wurf um fünf bis sieben Zentimeter nach links versetzt, der Schwerpunkt des Körpers wandert bei der Vorwärtsrotation leicht nach rechts. Seine Grundtechnik sei dabei so stabil wie nie zuvor. Optimal in Hinblick auf Olympia 2024, „denn im kommenden Jahr will ich nicht mehr viel verändern.“ Am Donnerstag startet er beim Liese-Prokop-Memorial in St. Pölten, drei weitere Wettkämpfe folgen von 11. bis 16. Juni. „Wir sind mit dem Luki noch lange nicht am Ende. Auf diesem Niveau braucht er jetzt den Kontakt mit den Gegnern, nur über Wettkämpfe kann er das Gehirn richtig trainieren“, sagt Högler. „Unter Stress muss er die Abläufe automatisieren. Denn wer eine solide Technik hat, wird im Wettkampf nicht nervös.“
Die Neue
Auf eine solide Technik baut auch Victoria Hudson auf, auch die Speerwerferin hat das Limit für die WM bereits erworfen. Nach ein paar unglücklichen Monaten mit Krankheiten und Verletzungen in Tschechien bei Starcoach Jan Sekerak ist die 27-Jährige seit dieser Saison im Stall von Gregor Högler und profitiert von den neuen technischen Ansätzen des Trainers. „Es war neu für mich, so extrem auf jedes Detail zu achten“, sagt Hudson. „Wir haben in sehr wenig Zeit sehr viel weitergebracht, und mein Training ist viel professioneller geworden.“ Viel weitergebracht hat sie körperlich mit modernen Kraftgeräten.
Zu ihrem neuen Trainingspartner, dem 1,96 Meter großen Weißhaidinger, blickt Hudson noch auf: „Er hat ein wahnsinniges Leistungsniveau und eine extreme Fokussierung. 70 Meter sind eine echte Inspiration.“
Gemeinsame Trainingseinheiten des Diskuswerfers mit der Speerwerferin gibt es nur wenige, der Arbeitsaufwand für Högler ist größer geworden. „Ich mach das aber gerne und aus Eigeninteresse“, sagt der Trainer. „Ich will ja zeigen, dass ich einer der besten Trainer bin.“
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