Was die Rasensaison für die Topstars bedeutet

Die Elite wechselte zuletzt von Sandplätzen auf Rasen – mit dem Belag ändert sich auch das Spiel drastisch.

Der größte Reiz liegt im Unbekannten. Auch in der Tenniswelt, in der das wichtigste Turnier des Jahres (Wimbledon) dort ausgetragen wird, wo das Spiel vor Hunderten Jahren populär geworden war und wo nur die allerwenigsten der Millionen Hobbyspieler schon einmal gespielt haben: auf Rasen.

Der Natürlichste aller Bodenbeläge im Welttennis gibt gleichzeitig die meisten Rätsel auf. Gras ist Mythos und Mysterium. Weil die Grassaison die kürzeste von allen ist (ein knappes Monat); und weil ihr Anfang mit dem Ende der großen Sandplatz-Turniere einhergeht. Sand und Rasen – größer könnten die Unterschiede zweier Beläge sowie die physischen wie taktischen Anforderungen an die Spieler nicht sein (siehe Grafik).

Was die Rasensaison für die Topstars bedeutet
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Nach einem normalen Schlag verweilt ein Tennisball gerade einmal 0,005 Sekunden auf dem Boden, doch dieser kurze Moment reicht schon aus, um die Charakteristik eines Tennisspiels je nach Untergrund komplett zu verändern.

Im hohen Bogen

Doch worin liegen nun die zum Teil gravierenden Unterschiede von Sand-, Rasen- und Hartplätzen, die die drei gängigsten Beläge im professionellen Tennis darstellen?

Sand, in Europa weitverbreitet im Amateurbetrieb, ist der langsamste Untergrund. Die Spieler müssen viel Kraft aufwenden, um den Ball zu beschleunigen. Von 100 Aufschlägen der Profis auf Sand sind lediglich weniger als sechs unerreichbar für den Rückschläger (Asse). Dementsprechend lang sind viele der Ballwechsel.

Dafür lässt das rote Ziegelmehl einen mit Vorwärtsdrall auf die Reise geschickten Ball so hoch abspringen wie kein zweiter Belag. Gute Topspin-Schläge wie von Sandplatzkönig Rafael Nadal begegnen den Rückschläger auf Schulterhöhe und erfordern gute Beinarbeit sowie exzellente Schlagtechnik.

Zu ebener Erde

Das Spiel auf Rasen ist das komplette Gegenteil. Der Ball rutscht an den kurz geschorenen Grashalmen ab, verliert dabei kaum an Tempo und bleibt flach. Ein Paradeschlag ist der unterschnittene Slice, der in Bodennähe schwer zu verteidigen ist.

Dementsprechend kurz sind die Ballwechsel, die bei den Herren im Durchschnitt gerade einmal vier Schläge dauern. Das schnelle Spiel erfordert eine gewisse Risikobereitschaft sowie Improvisationsfähigkeit, da das Gras mit Fortdauer eines Turnieres immer unebener wird.

Es sind Anforderungen, die kein Spieler besser erfüllt als Roger Federer. Der Schweizer verfügt über das größte Schlagrepertoire im Feld und ist mit 153 Match-Siegen (bei 24 Niederlagen) und 15 Turniererfolgen (sieben davon in Wimbledon) auch der erfolgreichste Rasen-Spieler der Geschichte.

Die meisten Turniere auf den Profi-Touren werden jedoch auf Hartplätzen gespielt, von denen es unterschiedliche Typen gibt. In der Regel liegen Hartplätze, was Schnelligkeit und Ballabsprung betrifft, zwischen Sand- und Rasenplätzen. Jedoch wird etwa der Untergrund bei den Australian Open in Melbourne vom Weltverband ITF nach Messungen für schneller befunden als das berühmte Gras von Wimbledon.

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