In einer beispiellosen Solidaritätsaktion hatten sich FIFA und UEFA im März bereit erklärt, Fußballspiele von ukrainischen Klubs und Auswahlen bis auf Weiteres zu verschieben. Aber irgendwann müssen Bewerbe gespielt werden, auch im Verband des kriegsgebeutelten Landes weiß man, dass man nicht ewig warten kann; dass der Gegner weiterkommt, wenn man kein Team stellen kann; dass man spielen muss, auch wenn man sich nicht optimal vorbereiten kann.
Und so ist die U-19-Auswahl von Dynamo Kiew das erste ukrainische Team, das seit Kriegsausbruch in einem UEFA-Bewerb antritt. Das Achtelfinale der Youth League am Donnerstag gegen Sporting wird in Bukarest gespielt. Die Nachwuchskicker sind schon seit 24. März in Rumänien, sie leben und trainieren im Trainingsgelände von FCSB, dem Nachfolgeklub des Militärvereins Steaua Bukarest. Klubchef Gigi Becali wolle alle Kosten tragen. Der Eintritt ist frei, Spenden werden gesammelt.
Gewinnen die Talente aus Kiew, dann wird im Viertelfinale erneut in Bukarest gespielt. Der Sieger tritt gegen Benfica Lissabon an, um als vierter und letzter Klub ins Final Four zu kommen. Der Sieger des Duells tritt am 22. April gegen Juventus Turin an, im zweiten Halbfinale trifft Salzburg auf Atlético Madrid.
Auch die A-Mannschaft des ukrainischen Meisters Dynamo Kiew befindet sich in Rumänien. Unter dem Motto „Match for Peace“ wollen die Profis bis Juni mehrere Benefiz-Partien, etwa gegen den FC Barcelona, PSG, Borussia Dortmund und Ajax Amsterdam spielen.
"Vielleicht kann Fußball helfen"
Früher oder später wird auch die FIFA handeln müssen. Beim Kongress letzten Donnerstag in Doha gab es kurz vor der Schlussansprache von Präsident Gianni Infantino eine Schaltung in die Ukraine. Die russischen Delegierten schluckten kurz, denn es war ein Mann in schusssicherer Weste zu sehen mit einer ukrainischen Flagge drauf. Andrej Pawelko, der Präsident des ukrainischen Fußballverbands, verzichtete aber auf politische Schuldzuweisungen und beschwor die Kraft des Fußballs. Zwei seiner eindringlichsten Sätze waren: „Vielleicht kann der Fußball helfen, damit die Kinder die Gräuel des Krieges vergessen können. Wir wollen wieder volle Fußballstadien und keine zerbombten Städte.“
Letztes WM-Ticket
Für die sportlich brisanteste Entscheidung können sich UEFA und FIFA aber nicht allzu lange Zeit lassen. Die FIFA hat die WM-Play-off-Spiele am 13. und 14. Juni festgelegt. Damit dann auch der letzte europäische Teilnehmer feststeht, müsste das Spiel Schottland gegen Ukraine um den 10. Juni gespielt werden. Der Sieger duelliert sich dann mit Wales um das WM-Ticket für Katar.
Und es braucht eine konkrete Frist, denn zu dem Zeitpunkt stehen auch bereits vier Nations-League-Runden auf dem Programm. Der ÖFB hatte für den Fall eines Sieges gegen Wales den Rahmenterminplan schon abgesteckt – diesen können die anderen übernehmen: Kann die Ukraine nicht antreten, dann wird Wales – Schottland am ersten Nations-League-Spieltag absolviert. Kann die Ukraine doch antreten, wird am ersten und zweiten Nations-League-Spieltag gekickt.
Kosten für den ÖFB
Eine weitere Entscheidung betrifft Österreich direkt und kostet den ÖFB Geld. Ein Qualifikationsturnier für die U-19-Frauen-EM findet in Österreich statt. Ab 6. April sollte in Niederösterreich gespielt werden. Neben Österreich wurden noch Bulgarien, Norwegen und die Ukraine in Gruppe 4 gelost. Wegen der Ukraine wurde das Turnier auf 10. Mai verschoben.
Rund 50.000 Euro kostete die Verschiebung den ÖFB, weil im April in Lindabrunn und Umgebung gespielt und gewohnt worden wäre. Durch die Verschiebung in den Mai ist dort kein Platz mehr und man muss nach Oberösterreich ausweichen, wo die Quartiere teurer sind. Zudem wurde auch die Meisterschaftsrunde vom 14. und 15. Mai verschoben, weil viele Teamspielerinnen zum Stammpersonal der Bundesliga-Teams zählen.
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