Von guter Freundschaft und Schützenhilfe aus Kiew

Schranz und Putin beim Skifahren
Während Wladimir Putin und Karl Schranz schon lange befreundet sind, hat Österreichs Fußball-Team den Sowjets die WM-Quali 1990 zu verdanken.

Seine Töchter machten wiederholt Skiurlaub in Schladming. Und seine Befehlsempfänger in diversen Sportgremien stimmten bei WM-Vergaben stets für Österreichs Bewerber (Schladming, Hochfilzen, Seefeld, Saalbach). Bei Olympia 2014 in Sotschi führte Wladimir Wladimirowitsch Putin einer seiner ersten Besuche ins Österreich-Haus.

Für Karl Schranz empfand schon der junge Putin besondere Sympathien. Auch weil er im bei Olympia ’72 ausgeschlossenen Topfavoriten ein Opfer von US-Milliardär und IOC-Präsident Avery Brundage sah. Wiederholt wurde der Herr Karl aus St. Anton später nach Moskau eingeladen. Einmal sahen Schranz und Putin auf dessen Datscha teetrinkend Eishockey im TV. Ein ander Mal zeigte der Tiroler auf dem Parkettboden im Kreml liegend dem Staatschef auf dessen Bitte Übungen gegen Kreuzschmerzen. Jetzt fällt Putin allen um Deeskalation Bemühten in den Rücken.

In Sowjetzeiten, als Putin kleiner Geheimdienstler war, gab’s im Sport nur für das neutrale Österreich Privilegien:

Als mit Doppelweltmeister Waleri Nikitin und Jurij Morosow die weltweit ersten sowjetischen Eishockey-Spieler für einen ausländischen Verein (WAT Stadlau) zaubern durften. Und als später mit Anatoli Sintschenko (1980 – ’83 Rapid) und Sergej Schawlo (1987, 88) die ersten Sowjetfußballer für einen Wechsel zu den Grün-Weißen nach Wien grünes Licht erhielten. Was sicher nur möglich war, weil sich Österreich dem Westboykott der Moskauer Sommerspiele 1980 nicht angeschlossen hatte. Dass sich Österreich für die Fußball-WM 1990 qualifizierte, war letztlich – psst, streng geheim – auch Sowjets zu verdanken. So rief zwei Tage vor dem Wiener Quali-Spiel der legendäre UdSSR-Coach Walerij Lobanowskyj den damaligen völlig überraschten ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger an, um ihn zu einem Geheimtreff nach Schönbrunn zu bitten. Bei dem Lobanowskyj vorschlug, sich auf ein Remis zu einigen.

Lobanowskyj hielt sein Wort

Tatsächlich endete das Spiel am 6. 9. 1989 im Prater torlos, obwohl Hickersberger – so Hickersberger – seine Spieler in den Deal nicht eingeweiht hatte. Lobanowskyj aber interpretierte das 0:0 als Indiz dafür, dass die Österreicher ihr Versprechen gehalten hatten. Worauf Lobanowskyj vor dem letzten Spiel gegen die Türkei seinen Staatsprofis trotz ihres bereits fixen Gruppensieges ultimativ drohte: „Jeden, der heute nicht alles gibt, nehme ich nicht zur WM nach Italien mit.“

Österreich besiegte durch drei Tore von Toni Polster die DDR 3:0. Ein Triumph, der nur deshalb Platz zwei plus WM-Ticket bedeutete, weil die UdSSR am selben Novembertag 1989 die Türkei 2:0 schlug. Worauf in Medien der Dank auch den Russen galt. Was so nicht ganz gestimmt hat. Denn:

In Wahrheit war das Nationalteam mit Meister Dynamo Kiew ident. Es bestand fast nur aus Landsleuten von Teamchef Lobanowskyj. Aus Ukrainern.

Aus solchen, auf die Putin jetzt schießen lässt.

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