US-Sport: Heiße Phase mit zwei Österreichern

Die Play-offs mit Pöltl (Basketball) und Grabner (Eishockey).

Für die leidenschaftlichen Tagebuchschreiber unter den Sportlern sind die USA ein Land der begrenzten Möglichkeiten. Man bräuchte eigentlich die Hilfe eines Ghostwriters, um im 24-Stunden-Takt Buch führen zu können. Bei dem Terminstress, dem ein Basketballer in der NBA oder ein Eishockeyspieler in der NHL ausgesetzt ist.

Michael Grabner, torgefährlicher Stürmer der New York Rangers mit langjähriger NHL-Erfahrung, absolvierte seit Mitte Oktober 76 von 82 Ligapartien. Der Villacher stand damit fast jeden zweiten Tag auf dem Eis. Jakob Pöltl, der erste österreichische Basketballer in der NBA, kam in seiner Premierensaison für die Toronto Raptors bereits mehr als 50-mal zum Einsatz und hat damit in Nordamerika bislang erneut nur englische Wochen erlebt.

Unfassbar? Unzumutbar?

Das war erst der Anfang.

Für Jakob Pöltl wie auch für Michael Grabner beginnt die Saison jetzt erst so richtig. Die 82 Partien waren nur einmal das kräfteraubende Vorspiel, am Donnerstag (NHL) bzw. am Wochenende (NBA) startet mit den Play-offs die entscheidende Phase der Meisterschaften. Bis dann tatsächlich die neuen Champions gekürt sind, vergehen weitere zwei Monate.

Als Neuling hat sich der Wiener Pöltl vorsorglich schon einmal bei seinen Toronto-Teamkollegen umgehört, was ihn jetzt in den NBA-Play-offs erwartet. "Es wird im Moment viel darüber geredet", erzählt der 21-Jährige, "in den K.-o.-Spielen soll es dann noch intensiver und physischer zur Sache gehen als im Grunddurchgang."

Neue Erfahrung

Solche Aussichten hätten dem 21-Jährigen vor einigen Monaten möglicherweise noch ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, aber nach den Erfahrungen, die er in seinem ersten halben Jahr in der besten und härtesten Basketball-Liga gesammelt hat, sagt Pöltl nur: "Ich freue mich schon darauf, die Play-offs selbst erleben zu dürfen."

Denn für einen Rookie und Nobody aus einem Basketball-Niemandsland wie Österreich hat sich der 21-Jährige in der NBA rasch einen Namen gemacht und bei seinen bisherigen Einsätzen viel Anerkennung gewonnen. Zuletzt waren Pöltl gleich in mehreren Spielen hintereinander jeweils mehr als zehn Punkte gelungen. "Das Vertrauen der Trainer spielt sicher eine kleine Rolle", erklärt der 2,13 Meter große Center. "Das Entscheidende ist aber, dass ich immer mehr Spielpraxis und Erfahrung sammle. Ich mache immer noch Fehler, aber da ich regelmäßig spiele, kann ich sofort daraus lernen."

Interessanter Auftakt

Mit den Toronto Raptors wird Jakob Pöltl den Grunddurchgang im Osten auf dem dritten Rang beenden. Experten trauen dem einzigen kanadischen NBA-Team wie im Vorjahr (Conference-Finale) zu, erneut einige Runden in den Play-offs zu überstehen. Zum Auftakt der K.-o.-Phase treffen die Raptors entweder auf die Atlanta Hawks oder auf die Milwaukee Bucks.

US-Sport: Heiße Phase mit zwei Österreichern
Feb 9, 2017; New York, NY, USA; New York Rangers right wing Michael Grabner (40) celebrates scoring a goal with Rangers center Kevin Hayes (13) during the second period against the Nashville Predators at Madison Square Garden. Mandatory Credit: Adam Hunger-USA TODAY Sports
Während Pöltl und die Raptors zumindest zum Auftakt der Play-offs in der Favoritenrolle sind, käme für Michael Grabner und seine New York Rangers ein Weiterkommen gegen NHL-Rekordchampion Montreal Canadiens (24 Stanley-Cup-Siege) einer Sensation gleich. Der Kärntner ist mit 27 Toren der zweitbeste Schütze seines Teams und einer der Leistungsträger.

Zuletzt wären die Tagebucheinträge aber eher kurz ausgefallen: In 23 Partien traf Grabner nur ein Mal.

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