NBA

US-Basketball: Spiel des Lebens

Es ist der Sport der Schwarzen, doch er gehört den Weißen. Die NBA zieht eine Nation in den Bann.

Bruce Levenson, der Eigentümer der Basketball-Mannschaft Atlanta Hawks, erkannte in seiner Halle zu viele Fans mit schwarzer Hautfarbe und zu wenig weiße Cheerleader. Sein Klub-Manager, Danny Ferry, bezeichnete einen Spieler wiederum als "ein wenig zu afrikanisch" und als einen "zweigesichtigen Lügner und Betrüger".

Beide Herren sind seit September Geschichte in Atlanta sowie in der nordamerikanischen Profiliga NBA, aber freilich keine Einzelfälle. Bereits vor dem Sommer beendete ein Telefonmitschnitt die Eigentümer-Ära von Donald Sterling bei den Los Angeles Clippers. Er hatte seine Freundin aufgefordert, sich in der Öffentlichkeit nicht mehr mit Schwarzen zu präsentieren.

US-Basketball: Spiel des Lebens
Los Angeles Clippers owner Steve Ballmer poses for a portrait in Culver City, Los Angeles, California September 24, 2014. After Ballmer plunked down $2 billion for the NBA's Clippers, fans might expect the former Microsoft chief executive to be hitting the reset button on a team that has been through a nasty public fight over racism. Don't bet on it. That experience, Ballmer knows, makes his team unique, and it will be part of the story he tells to earn one thing that was not guaranteed by the record price tag: a fan base that will sustain the team for years to come.REUTERS/Lucy Nicholson (UNITED STATES - Tags: BUSINESS SPORT BASKETBALL PORTRAIT)
Wer nun glaubt, die beste Basketball-Liga der Welt habe vor dem heutigen Saisonauftakt ein Imageproblem samt Sponsorflucht und Einnahmenrückgang, der irrt.

Es gibt gute Argumente, die das Gegenteil beweisen – 19,1 Milliarden Argumente. So viel zahlen nämlich die Fernsehsender ESPN und TNT für den neunjährigen Exklusiv-TV-Vertrag ab der Saison 2016. Mit dem Rekordangebot verdoppeln sich die jährlichen Einnahmen der Liga auf umgerechnet mehr als 2,1 Milliarden Euro.

In diesem Spannungsfeld aus Größenwahn und Vorurteilen bewegt sich die NBA vor dem ersten Anwurf zur neuen Spielzeit.

Basketball, der populärste Hallensport der USA, ist der Sport der Schwarzen, doch er gehört den Weißen. "Moderne Sklaverei" nennt der Autor William Rhoden den amerikanischen Profisport in einem Buch.

Die Stars der Szene haben das Spiel auf der Straße gelernt, in den hässlicheren Ecken der Städte. Die NBA und ihre Sponsoren leben von und mit diesem Getto-Image. Natürlich hat auch die Geschichte von LeBron James, dem besten Spieler der Gegenwart, zu tun mit dem Getto, mit großer Hoffnung und noch größerer Enttäuschung.

James stammt aus Akron, einer Arbeiterstadt nahe Cleveland. Beim dort ansässigen Basketball-Team, den Cavaliers, wurde er vor zehn Jahren zur größten Attraktion der Liga und zu einem der bestbezahlten Sportler der Welt. Der Sportartikelhersteller Nike stattete das Jahrhunderttalent mit einem 90-Millionen-Dollar-Vertrag aus, noch bevor es das erste Spiel in der NBA bestritten hatte.

Dank & Wut

Zu verdanken hatte er das dem Klub, der Stadt Cleveland und seiner Heimat Akron. So sah das Amerika – und wohl auch James selbst. Er ließ sich "Akron" auf die Schulter tätowieren und "330", die Telefonvorwahl, auf den Unterarm.

Dann, 2010, verließ er Cleveland, um mit Miami Meister zu werden. Über Nacht stieg James zum meistgehassten Sportler der USA auf. Dabei folgte er lediglich dem Beispiel zahlreicher Bürger Clevelands, die in der einst siebtgrößten Stadt der USA keine Perspektive mehr sehen und das Weite suchen.

Nun, 2014, ist er zurück – und mit ihm die Hysterie und die Hoffnung. James: "Meine Verbindung mit Ohio ist größer als Basketball. Ich habe das vor vier Jahren nicht realisiert. Jetzt tue ich es."

Ein guter, ein unverdächtiger Satz, den sie in diesen Zeiten gerne hören: in Cleveland, in Akron, in der NBA.

Acht Stunden hat es lediglich gedauert, bis nach der Ankündigung von LeBron James’ Rückkehr nach Cleveland alle Saison-Dauerkarten der Cavaliers vergriffen waren. Kein Zweifel, der vier Mal zum wertvollsten Spieler der NBA gewählte Amerikaner, wird in dieser Saison nicht nur die Schlagzeilen bestimmen, sondern auch das Spielgeschehen auf dem Parkett. "Ich kann ein Vorbild sein, kann meine Stimme erheben und das Team allein mit meiner Präsenz führen", sagt der 29-Jährige.

Sein neuer, alter Klub, die Cleveland Cavaliers, sind dank seiner Rückkehr vom Außenseiter zum Mitfavorit auf die Meisterschaft aufgestiegen. In den vergangenen vier Spielzeiten ohne LeBron James konnten die Cavaliers nur 97 ihrer 328 Partien gewinnen.

In der vom Strukturwandel in den USA arg gebeutelten Region im Bundesstaat Ohio zählt nun nur der Meisterpokal. Auf sportliche Erfolge wartet Cleveland seit Ewigkeiten: Die Footballer der Cleveland Browns holten zuletzt vor fünfzig Jahren eine Meisterschaft, die Cleveland Indians warten gar seit 1948 auf den Titel in der amerikanische Baseball-Liga.

Gemeinsam mit den Chicago Bulls zählen die Cavaliers zu den Favoriten in der Eastern Conference. Gleich zum Auftakt des Grunddurchgangs kommt es am Freitag zum Duell der beiden Teams. Prominentester Neuzugang bei den Bulls ist der Spanier Pau Gasol.

Im Westen wird der Weg zum Finale über die San Antonio Spurs führen. Die Texaner starten bei den Wettanbietern auch als Topfavorit auf die Meisterschaft in die Saison. Die Spurs eröffnen als Titelverteidiger heute auch die Saison gegen Dallas.

Die Mavericks bauen einmal mehr auf Dirk Nowitzki. Der 36-jährige Deutsche steht vor seiner 17. NBA-Saison und wurde erst kürzlich wieder von den NBA-Managern zum besten ausländischen Profi gewählt.

Die NBA besteht aus 30 Klubs (29 aus den USA, einer aus Toronto/Kanada) und ist in West und Ost unterteilt. Innerhalb dieser Conferences gibt es je drei Untersektionen (Divisions).

Im Grunddurchgang, der am 28. Oktober 2014 mit dem texanischen Derby zwischen Meister San Antonio Spurs und den Dallas Mavericks beginnt und bis zum 15. April dauert, muss jeder Klub 82 Spiele absolvieren.

In die Play-offs steigen die acht besten Mannschaften jeder Conference auf. Danach geht es im K.-o.-
Modus (best of 7) um den Titel.

Kommentare