Unbelohntes Tagwerk: Warum es Leichtathleten nach wie vor schwer haben

Diamond League Golden Gala athletics meeting in Rome
Während etwa Fußballer Millionen verdienen, wäre für Leichtathleten ihr Sportberuf ohne soziale Sicherstellung fast nicht möglich.

Die Online-Gebrauchtwagenplattform Carvago.at ließ ermitteln, wie lang Bundesliga-Torjäger „arbeiten“ müssen, um sich das teuerste bzw. billigste Auto leisten zu können. Resultat: Salzburgs (inzwischen zu Dortmund abgewanderter) Schützenkönig Karim Adeymi würde nur zehn Arbeitstage zum Erwerb eines Tesla und bloß 1,79 für den günstigsten fahrbaren Untersatz benötigen. Der zweitbeste Goalgetter der letzten Saison, der danach von Tirol in die USA (New England) übersiedelte Giacomo Vrioni, hätte dafür schon an 305 bzw. 54,5 Tagen dem Ball nachrennen müssen.

Die Frage auf Leichtathleten umgelegt, ging sich bei gleicher Arbeitszeit bestenfalls ein Fahrradl aus. Für sie wäre ihr Sportberuf ohne soziale Sicherstellung durch Polizei, Heer oder Zoll kaum möglich. Das war schon zu Zeiten der ersten LA-WM so und hat sich bis heute, bis zur 18. in Eugene (USA) stattfindenden WM, nicht geändert. Dort ist Österreich aktuell nur in drei Bewerben präsent. 1983, bei der WM-Premiere in Helsinki, war Österreich noch mit elf Athleten vertreten. Und medaillenlos geblieben.

Nicht weniger als 21 Weltrekorde waren 1983 im WM-Vorfeld erzielt worden. Bei der WM selbst riss die Serie. Was an neuen Dopingtests und Schlechtwetter lag. Der Stabhochsprung dauerte im finnischen Regen gar über sieben Stunden, ehe der bis dahin unbekannte Serhij Bubka seine Goldene ins Trockene brachte. Er sollte noch fünf weitere Male Weltmeister werden. Bubka war Moskaus größter Sport-Stolz. Heute hasst er den Kreml. Bubka ist Ukrainer, gebürtig aus der Region Luhansk, die Putin seit 2014 in Teilen besetzt hält.

Bubka stellte 35 Weltrekorde auf, sprang 43 Mal über 6 Meter, wobei er schlau darauf achtete, seine Bestmarke immer nur um einen Zentimeter zu verbessern. Denn für jeden Weltrekord versprachen westliche Veranstalter dem sowjetischen Staatsamateur eine besondere Prämie. Worauf er das italienische Sestriere, wo die Agnelli-Familie das LA-Höhenmeeting sponserte, nicht nur einmal in einem Ferrari verließ. In keinem gebrauchten.

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