Überlebenskampf auf hoher See
Seiner Zunge hat Bertrand de Broc viel zu verdanken. Sie hat ihn zur Legende gemacht. Der Franzose war Teilnehmer an der Vendée Globe (Webseite), der härtesten Segel-Regatta der Weltmeere. Er stand auf seinem Boot im antarktischen Gewässer, irgendwo im Nirgendwo, als der Wind die Großschot auf sein Kinn donnern ließ.
Das war vor einigen Jahren. Bertrand de Broc ist nun 52 Jahre alt, eine Ikone seines Sports und gerade im Indischen Ozean zwischen Antarktis und Australien.
Die siebente Auflage der Vendée Globe startete am 10. November 2012. De Broc nimmt heuer zum dritten Mal teil. Das Ziel sah er noch nie. Es sind Geschichten wie diese, die den Mythos des Rennens ausmachen.
Mensch, Boot, Hafen
Die Regatta gilt als eines der letzten großen Abenteuer im Sport und als ultimative Prüfung im Hochsee-Segeln – für Mensch und Material. Die Regeln sind simpel: ein Mensch, ein Boot, ein Hafen.
20 Abenteurer stachen vor über sechs Wochen in See, 13 sind nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens noch im Bewerb. An der Spitze liefern einander die Franzosen François Gabart und Armel Le Cléac’h ein Rumpf-an-Rumpf-Duell. Der Sieger darf sich nach fast 90 Tagen auf hoher See über 160.000 Euro freuen, Entwicklung und Bau eines Top-Bootes verschlingen allerdings gut drei Millionen Euro.
"Das sind keine Wellen mehr, sondern Berge, so hoch wie die Alpen", gab Gerry Roufs 1997 zu Protokoll. Seither wird der Kanadier vermisst. Nicht wenige bezahlten das Abenteuer mit ihrem Leben. "Den Tod hat man immer im Hinterkopf", sagt Norbert Sedlacek im Gespräch mit dem KURIER. Der Wiener nahm zwei Mal an der Vendée Globe teil, mit einem der kleinsten Budgets. 2005 schied er aus, vier Jahre später erreichte er nach 126 Tagen als Letzter der Durchgekommenen das Ziel.
Au Backe!
"Nach etwa vier Wochen hast du dich akklimatisiert", erklärt Sedlacek, „doch ausgerechnet dann beginnt dein Körper abzubauen“. Mit 7000 Kalorien pro Tag verbrennen die Segler so viel wie ein Rad-Profi bei einer Tour-de-France-Etappe. "Es ist wie ein Straflager, in dem man 24 Stunden arbeiten muss", sagt Thomson.
Hautnah erleben können die Expedition die Fans. Die Skipper knipsen Fotos und laden Videos hoch, 2005 scheiterte Sedlaceks Idee, seine Fans per SMS auf dem Laufenden zu halten, noch an der technischen Umsetzung.
Bertrand de Broc, die Legende, ist derzeit Elfter. Kürzlich schmerzte sein Arm. "Ich habe ein paar Pillen eingeworfen – alles okay."
Der Franzose hat schon Schlimmeres erlebt.
Alle Videos zum Vendée Globe finden zu im offiziellen Youtube-Channel
Österreichs Beitrag
Mit Norbert Sedlacek nahm zwei Mal ein Österreicher am härtesten Segel-Bewerb der Welt teil. 2009 kam der Wiener ins Ziel. Derzeit forscht er an neuen Werkstoffen für die Nautik und plant eine Atlantik-Überquerung in einem 4,8 Meter großen Boot.
Kommentare