The Ocean Race: Was eine der härtesten Regatten der Welt ausmacht
Geschafft. Die Ocean-Race-Crews haben den ultimativen Test im Teamsport auf hoher See überstanden. Meterhohe Wellen, Sturm, Kälte, Hitze, Flaute, die Attacke eines Orcas – alles vorbei. Zumindest bis zur nächsten Ausgabe des Rennens. Die Männer und Frauen haben am Dienstag ihre Rennboote, die Imocas, nach Genua gesegelt. Sie sind im Ziel. Foils, Tragflügel, ließen sie über die Weltmeere fliegen.
The Ocean Race ging über sieben Etappen. Darunter war auch die längste in der Geschichte des Rennens: von Kapstadt in Südafrika nach Itajaí, in Brasilien. Auf den 23.600 Kilometern lagen drei Kaps: das Kap der Guten Hoffnung, Kap Leeuwin und Kap Hoorn. Zwischenstopp gab es keinen. 34 Tage, 17 Stunden, 10 Minuten und 28 Sekunden waren die Schnellsten, das Team Malizia, unterwegs. Es war extrem.
Am Ende der Regatta um die Welt, kurz vor Genua, war es der wenige Wind, der an den Nerven zerrte, vor allem an Land. Die Tracker liefen auf den Handys der Unterstützer und Teammitglieder. Die Schiffe bewegten sich nur langsam vorwärts. Es war drückend heiß. Team Malizia gewann diese Etappe. Endlich die Ziellinie passiert, sprangen die Segler ins Wasser. Eine kleine Abkühlung. Doch das Schwitzen hat noch kein Ende.
Bei all den Anstrengungen muss nun, nach einer Kollision in Den Haag, eine Jury entscheiden, wer gewonnen hat. Sie tagt heute, Donnerstag. Das US-Team „11th hour racing“ – es konnte nach dem Crash nicht weiterfahren – hat Wiedergutmachung beantragt. Und: Es gibt am 1. Juli noch das In-Port-Race, ein Rennen in Hafennähe, das bei Punktegleichstand entscheidend ist.
Erfolg für Österreich
Elf Jachten waren bei dieser Ausgabe des Ocean Race am Start: Fünf Imocas nahmen sich die ganze Distanz vor. Sechs der Klasse VO65 fuhren einen Sprint-Cup, drei der sieben Etappen. Erstmals gab es ein österreichisches Team. Austrian Ocean Racing powered by Team Genova kam beim Sprint Cup auf den dritten Platz. Nach den elf Tagen auf See unter Segeln tat sich am Ende ein kleines Problem auf: Auch dem Motor waren die 35 Grad zu viel, als er anspringen musste. Das Schiff wurde in den Hafen geschleppt und repariert.
Es wird nicht der letzte Auftritt der Österreicher auf ihrer Rennjacht Sisi gewesen sein. Das junge Team, das jüngste beim Ocean Race, musste eine Menge stemmen. Es hat eine Firma aufgebaut, Sponsoren gesucht, eine Segelmannschaft gebildet. „Wir wollen weiter im Offshore-Sport bleiben“, sagt Konstantin Kobale der CEO von Austrian Ocean Racing. Ob es das (gesamte) Ocean Race 2026/’27 sein wird? Das steht noch in den Sternen. Genua soll weiter Heimathafen bleiben.
Viel zu Hause ist Sisi aber nicht. Schon in wenigen Tagen, bald nach dem In-Port-Race, geht es weiter zu Regatten. Wer will, kann auch einen Platz auf dem Schiff buchen. Sisi ist auf der ganzen Welt unterwegs.
Keine Komfortzone
Warum tun sich die Menschen Rennen auf hoher See an? Die Segler finden wenig Schlaf, haben keinen Rückzugsraum, keine ruhige Minute, in so einem Schiff ist es laut, das Klo ist nur eine Art Kübel. Die Regatten sind hart, außerhalb jeglicher Komfortzone. Das ist vielleicht schon ein Teil der Antwort.
„Ich arbeite gerne im Team“, sagte Paul Pierre Cayard, der beim Finale in Genua das Legendenrennen mitsegelte. Der Segler hat 1998 das Rennen um die Welt gewonnen. Für ihn zählte aber vor allem eines: „Man kann jeden Tag viel über sich selbst lernen.“ Sylvie Viant nahm 1972 beim Vorgänger des Ocean Race als Mädchen mit ihrem Vater teil. „Es war die schönste Zeit meines Lebens.“
Eben im Ziel in Genua angekommen, sagte Rosie Kuiper, Seglerin an Bord der Malizia: Auch wenn es gut sei, im normalen Leben angekommen zu sein, „wir werden einander vermissen, und uns wird es fehlen, gemeinsam am Meer zu sein.“ Doch: Das nächste Ocean Race kommt bestimmt.
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