Warum Tennis-Ass Dominic Thiem wieder ganz der Alte werden kann
Es war ein Hauch von Glanz aus glorreichen Tagen im ersten Spiel bei den US Open seit dem großen Triumph 2020. Doch ein Hauch war zu wenig. Zu wenig, um einen sehr beständigen Top-20-Mann in die Knie zu zwingen.
Dominic Thiem hat aber durchaus gezeigt, warum er Flushing Meadows vor zwei Jahren so verlassen konnte, warum er bis zum letzten Arbeitstag im Bewerb war und sogar im Finale den Deutschen Alexander Zverev in die Knie zwingen konnte. Thiem hat gezeigt, warum er die Nummer drei der Welt war und dorthin wieder zurückkehren möchte. Und kann.
„Stücke fehlen“
Irgendwann. Denn derzeit fehlen „noch Stücke“, wie er selbst sagt. Derzeit ist ein Spieler wie Pablo Carreño Busta, den er zuvor in neun Partien acht Mal geschlagen hatte, noch unerreichbar. Bei der 5:7-1:6-7:5-3:6-Niederlage musste Thiem einsehen, dass er gegen so einen Herrn von den bei einem Major erforderlichen drei Satzgewinnen noch weit entfernt ist. Zumindest konnte er sich im zweiten Anlauf doch noch einen Satz gutschreiben lassen in diesem verkorksten Grand-Slam-Jahr. Auch wenn es mit einem Sieg nichts wurde.
Was stimmt aber zuversichtlich, worauf kann Thiem aufbauen? Warum wird die Prognose von Thomas Muster zutreffen, der meinte, 2023 werde Dominic Thiem wieder vorne mitspielen?
- Das Können
Pablo Carreño Busta ist nicht nur die Nummer 15 der Welt, sondern vor allem immer dann gut, wenn es um Arbeitsnachweise in Übersee geht: Zweimal stand der Spanier im Halbfinale der US Open. 2017 und 2020, damals vergab er gegen Zverev, den späteren Finalgegner von Thiem, sogar eine 2:0-Satzführung.
Vor wenigen Wochen sicherte sich der 31-Jährige in Montreal seinen ersten Titel bei einem ATP-Masters-1.000-Turnier. Carreño Busta ist kein Killer on Court, aber ein verlässlicher Spieler, der kaum Fehler macht. Und Thiem brachte ihn oftmals mit sehenswerten Schlägen ins Wanken, schlug Winner aus allen Lagen und zeigte sich vor allem flexibel wie in besten Tagen.
Thiem agierte gelegentlich sehr schlau, zeigte, dass er von Match zu Match besser wird, zeigte, dass er von Match zu Match wieder mehr Ideen hat. Training hin oder her – Matches können nicht ersetzt werden. Thiem hat auch schon eifrig für den Herbst geplant: Auf dem Kalender stehen fix die Turnier-Auftritte in Metz (ab 19. September) und Tel Aviv (26. September) sowie in der Wiener Stadthalle (24. Oktober). Weitere Teilnahmen sind aber geplant, um weiter Schwung aufzunehmen.
- Die Physis
Dominic Thiem hatte eine der sensibelsten Verletzungen, die man als Tennis-Profi haben kann: Das Handgelenk ist ein unverzichtbares Instrument für die Regelung des Schlages.
Nach der Heilung des Risses der Sehnenscheide kam es bei Thiem durch die Vernarbung zu einer wenn auch nur geringen Verkürzung der Beweglichkeit, die sich aber im Schlag sehr deutlich auswirken kann. Diese eingeschränkte Beweglichkeit legt sich langsam, vor allem bei vielen Matches. Sollte alles wie geplant laufen, wird im nächsten Jahr die Beweglichkeit wieder auf vollem Niveau sein.
- Die Psyche
Thiem weiß um die angesprochen Probleme Bescheid. Was der Körper kann und tut, weiß der Kopf. Eine Situation, die sich ebenfalls mit den Matches legt. Das weiß er auch. Und er zeigt es – die Körpersprache ist eine andere als noch in den Wochen vor seinem Comeback. Er sieht, dass es allmählich besser wird – und er sieht, dass er für ganz große Würfe noch Zeit braucht.
- Die Anerkennung
Die fast 3.000 Fans jubelten am Montag auf Court 17 bei jedem fulminanten Winner des Niederösterreichers, der am 3. September 29 Jahre alt wird. Auch in den Staaten ist er nicht erst seit seinem US-Open-Triumph 2020 ein Star. Sein Spiel bewegt die Massen. Und diese beflügeln ihn.
G’scheit, wenn er auf die Unkenrufe in der Heimat nicht hört, die teils unfairerweise die Ansicht „der wird nie wieder was“ beinhalten. Denn bekanntlich zählt der Prophet im eigenen Land wenig.
Selbst bei Thomas Muster sagte man schon im Sommer 1996, dass er nichts mehr gewinnt. Drei Monate vorher war der Steirer die Nummer eins der Welt gewesen.
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