- Stefanos Tsitsipas, eine griechische Helden-Saga
Griechenland schreibt eine neue Heldengeschichte. Stefanos Tsitsipas ist eine Ausnahmeerscheinung in einem Land, das zuvor bei den Herren ähnlich viele Tennisspieler wie Skifahrer herausbrachte. Die Nummer eins in Wien (und Nummer drei der Welt) stand heuer kurz davor, als erster Grieche ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Bei den French Open musste sich der 23-Jährige erst nach hartem Kampf Novak Djokovic in fünf Sätzen geschlagen geben.
Sieben Turniersiege stehen auf dem Konto des gebürtigen Atheners, der in eine sportliche Familie geboren wurde. Seine Geschwister trainieren wie er in der Akademie von Patrick Mouratoglou in Frankreich, Vater Apostolos ist Trainer, Opa Sergei Salnikow war ein sowjetischer Fußballer.
Auch abseits der Courts sorgt er für Dramen. Er lehnte lange eine Covid-Impfung ab, „weil sie noch nicht gut genug getestet worden ist“. In Cincinnati und bei den US Open zeichnete er sich durch viele Toilettenpausen aus, was zu Diskussionen über unerlaubtes Coaching führte.
- Alexander Zverev, der vergoldete Deutsche
Alexander Zverev hatte vor den Spielen in Tokio ein Grand-Slam-Finale erreicht und vier Masters-1000-Turniere gewonnen, musste aber erst Olympiasieger werden, um in seiner Heimat Würde und Anerkennung zu finden. Viele konnten ihm seine Mätzchen in Jugendjahren nicht verzeihen, viele sahen im „Hamburger Jung“ keinen Deutschen, zumal er mit seinem Vater auf den Courts zumeist auf Russisch parliert.
Aber spätestens seit dem Olympiasieg ist der 24-Jährige einer von ihnen. Vor allem als er seinen Landsleuten mitteilte, dass er Gold nicht für sich, sondern für sein Land holte. Zuletzt taucht er eher in den Klatschspalten auf, die Beziehung zur Schauspielerin Sophia Thomalla wurde ebenso ausgeschlachtet wie die Vorwürfe seiner Ex-Freundin, die dem Topstar Gewalt vorwarf. Zverev wurde selbst offensiv und möchte die Vorwürfe in allen Einzelheiten entkräften. Der Freund von Dominic Thiem hat sich vor allem als Mensch gewaltig gebessert, er ist erwachsen geworden.
- Andy Murray, der schottische Stehaufmann
Um den Sportler Andy Murray zu beschreiben, kann man auf die Fakten blicken: 41 Wochen Nummer eins der Welt, dreifacher Grand-Slam-Champ, 46-facher Turniersieger, kurz mehr als nur ein Herausforderer der Big Three (Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer).
Um den Sportler Andy Murray zu beschreiben, kann man aber auch dem US-Spieler Frances Tiafoe zuhören, der nach der Niederlage in dieser Woche gegen den 34-Jährigen verlautbarte: „Du bist der größte Wettkämpfer, den ich kenne. Nach allem, was du durchgemacht hast, spielst du noch dieses hohe Niveau und hast weiterhin diese großen Ansprüche.“
In Murray, der 2014 und 2016 als Star in Wien das Turnier auch jeweils gewann, stecken nicht mehr 100 Prozent Murray. Nicht, weil seine besten Zeiten vielleicht wirklich schon vorbei sind, sondern weil er ein Ersatzteil mit sich herumträgt: Nach vielen Schmerzen und langen Pausen lebt er heute mit einer Metallhüfte. Aufgeben war nie sein Ding.
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