Thiem und die (a)Sozialen Medien: Gebt ihm eine Chance!

Thiem und die (a)Sozialen Medien: Gebt ihm eine Chance!
Das Internet spiegelt gerade in diesem Fall Österreichs Sportseele wider. Viele Postings sind ungerecht und unüberlegt. Dieselben Fans hatten Thiem vor kurzem noch in den Himmel gehoben.

Der gemeine österreichische Sportfan ist generell eine kritische Seele. Das kann eine Wohltat für den Diskurs sein. Aber wenn nicht nur die Grenzen der Objektivität, sondern sogar die des Anstands übertreten werden, hilft dies niemandem weiter.

Die  Kommentare unter den Artikeln der Medien und unter den Postings von Dominic Thiem zeugen davon, wie nahe Himmel und Hölle ins rot-weiß-rote-Sportlerherz eingefräst sind. Einst wurde Thiem in den Olymp gehoben, es wurde ihm der Anspruch vermittelt, sogar der Weltbeste werden zu können. Kurze Zeit später sind oft Rücktrittsforderungen noch das Mildeste, was es zu lesen gibt.
 

Gewiss, Thiem ist intelligent genug, um zu wissen, dass ihn Medien derzeit nicht in den Himmel heben, in dem er jahrelang Stammgast war. Nicht alles hat er in den vergangenen Jahren richtig gemacht. Doch einen Menschen, der seinem Sport einen gewaltigen Antrieb gegeben hat, nicht nur den Tennisfans enorm viel Freude bereitet hat, nun alle Schwarzen Peter dieser Welt zuzuschieben, ist nicht nur unfair, sondern schlichtweg unüberlegt und dumm.

Thiem hat zu kämpfen, viele werden argumentieren, er verdiene auch viel Geld damit. Das soll er, wird er aber nach erfolglosen Zeiten ohnehin nicht mehr in diesem Ausmaß. Das ist der Sportler – hinter dem aber ein Mensch steckt, der auch in der Krise alles für den Erfolg tut.

So, wie er es immer getan hat.
 

Der Zweifel an den heimsichen großen Sportlern ist nichts Neues. Nur ein Beispiel aus der Tennisszene: Schon 1996 sagte man über Thomas Muster, dass er wohl nichts mehr gewinnen werde – ein halbes Jahr, nachdem er die Nummer eins war und in Zeiten, in denen er zumindest der drittbeste Spieler der Welt war.

Muster konnte es egal sein.  Diese Meinung wurde gut versteckt von der Öffentlichkeit auf Wirtshaustischen geteilt, im besten Fall wurden Briefe geschrieben. In dieser schnelllebigen Zeit der Sozialen und oftmals vielmehr asozialen Medien, in denen selten Produkte fein geschliffener Gedanken zu Computer und Handy gebracht werden, offenbart sich die erzürnte Volksseele in Sekundenschnelle.

Thiem sollte diese Zeilen der wütenden Auswüchse nicht lesen. Sie können sich wieder ändern. Denn irgendwann haben es selbst die  härtesten Kritiker eh schon immer gewusst – wenn „unser“ Dominic wieder  weiter oben steht.

Großes Ansehen

Übrigens: Thiem ist derzeit im Ranking noch immer der beste Österreicher. Und international ist sein Ansehen sowieso nach wie vor überaus hoch: Erst am Donnerstag erhielt der Lichtenwörther eine Wild Card für das Millionenturnier von Miami. Oder wie ist das mit dem Propheten im eigenen Land...

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