Let's go Davis Cup: Österreichs große Chance auf die Top 16 der Welt

Es ist rund 35 Jahre her, dass Österreichs Tennis-Boom seinen wahrscheinlich größten Höhepunkt erlebte. Mitverantwortlich waren damals die Musketiere des Filzballs Thomas Muster, Horst Skoff und Alexander Antonitsch, die mit ihren Heldentaten im Davis Cup für volle Hallen und Stadien sorgten.
Maßgeblich waren freilich die Großtaten auf der ATP-Tour. Nun ist es umgekehrt: Nun können die Österreicher zumindest über den Davis Cup wieder Erfolge erzielen, die über brave Challengererfolge hinausgehen. Denn der Blick auf die ATP-Weltrangliste zeigt, warum der Boom nach Dominic Thiems schleichendem Abschied von der Weltklasse vorbei ist: Sebastian Ofner liegt als bester ÖTV-Spieler auf Rang 120, ist aber verletzt.
Jurij Rodionov (Rang 155), Lukas Neumayer (219) und Filip Misolic (314) haben die Chance, Österreich am Freitag und Samstag unter die 16 besten Nationen der Welt spielen. Der Gegner Finnland sollte zu schlagen sein, zumal Emil Ruusovori, in den vergangenen Jahren Finnlands Bester, verletzungsbedingt die Reise nach Schwechat nicht antrat. Auch Doppelspezialist Harri Heliövaara, der bei den Australian Open vergangenen Samstag seinen zweiten Grand-Slam-Titel fixierte, pfeift auf den Länderkampf.
Gewinnt Österreich, könnte im September ein Heimspiel gegen Kanada warten – mit den Topstars Felix Auger-Aliassime und Denis Shapovalov. Vorausgesetzt, die Kanadier schlagen Ungarn. Dann könnte es wieder ein Tennis-Fest geben, das zumindest ein bisschen an die Glanzzeiten erinnert, als im Wiener Prater (Halbfinale 1990 gegen die USA) und in Unterpremstätten (1994 gegen Deutschland) beinahe schon historische Duelle ausgetragen wurden.
In der gegenwärtigen Situation heißt es, Länderspielstimmung im Multiversum zu erzeugen, was nicht so leicht ist, weil Österreich ohne Thiem kein Zugpferd mehr hat und weil wegen Finnlands Otto Virtanen wohl eher weniger die Massen anzieht. Zumindest der harte Fan-Kern um Einpeitscher Stefan Gnadenberger wird für Stimmung sorgen.
Favorit Otto
Aber zumindest ist Virtanen, Nummer 97 der Welt, heute beim ersten Spiel (15 Uhr, live ORF Sport+) nicht der Außenseiter. „Otto wird der Favorit sein“, sagt auch sein Gegner, der Salzburger Neumayer. „Aber haben eine gute Trainingswoche hingelegt und ich hoffe, dass ich den Davis Cup positiv eröffne.“
Im Anschluss sollte aus österreichischer Sicht nichts mehr schiefgehen. Da trifft Rodionov auf den erst 17-jährigen Oskari Paldanius, den man im ATP-Ranking lange suchen muss und dann erst auf Rang 1.599 fündig wird.
Im Doppel sind Alexander Erler und Lucas Miedler, die sich im Vorjahr neue Partner gefunden haben, aber die Form suchen, wieder vereint. In Wien hatten sie im Oktober noch gemeinsam das Turnier gewonnen. „Die letzte Saison ist noch sehr frisch, also da mache ich mir keine Sorgen“, sagte Kapitän Jürgen Melzer. Zudem hat das Duo im Davis Cup erst eine von sechs Partien verloren.
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