Bereit für Großes: Kaum einer ist besser in Form als Thiem

Bereit für Großes: Kaum einer ist besser in Form als Thiem
Beim Showturnier in Berlin zeigt der Österreicher erneut seine Klasse. Die anstehende US-Tournee hält er für machbar.

von Jörg Leopold

Dominic Thiem freute sich beinahe wie ein kleines Kind. „Ich habe noch kein einziges Spiel in einem Flugzeughangar bestritten. Das gibt es vielleicht nur einmal im Leben“, sagte der Österreicher und grinste. Auf dem Gelände des ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof beginnt am Freitag das zweite Showturnier in der deutschen Hauptstadt, im dortigen Hangar 6 wurde ein Hartplatz verlegt.

Viel hätte nicht gefehlt und Thiem hätte dort sogar noch ein Spiel mehr bestreiten müssen. Sein Finale gegen Matteo Berrettini im ersten Teil der „bett1aces“ am Mittwoch auf Rasen, das er mit 6:7, 6:4 und 10:8 im entscheidenden Match-Tiebreak gewann, konnte wegen Dauerregens erst mit siebenstündiger Verspätung beginnen. Und viel länger als die rund 90 Minuten hätte es nicht dauern dürfen. Denn nur kurz nach dem Siegerinterview hatte der Himmel über Berlin erneut seine Schleusen geöffnet.

Video: Die Höhepunkte vom Halbfinale

Nach Spielende musste sich Dominic Thiem Gedanken machen, wie er die Umstellung von Rasen auf Hartcourt innerhalb von zwei Tagen meistern wird. „Es ist sicher leichter von anderen Belägen auf Rasen zu kommen als umgekehrt“, sagte der 26-Jährige und führte „Beinarbeit“ und „äußere Bedingungen“ als Gründe an. Aber: „Der Hartcourt in der Halle macht es ein bisschen einfacher, es gibt auch keinen Wind. Das sollte schon passen.“

Bei Thiem passt ohnehin einiges in diesen schwierigen Zeiten im Tennis. Von den Topspielern ist er wahrscheinlich am weitesten, was Form- und Fitnessaufbau angeht. Schon seit Mitte April trainiert er wieder, spielte seither eine ganze Reihe von Matches auf unterschiedlichen Belägen und bei unterschiedlichen Events. Würde nächste Woche die reguläre Tour wieder losgehen, wäre Thiem auf jedem Untergrund ein heißer Anwärter auf Titel. Doch ganz so weit ist es noch nicht.

Auch wenn die Herren Mitte August in Washington beim angepeilten Re-Start der ATP-Tour tatsächlich wieder spielen können, würde dies nur in der „Bubble“, wie es Thiem nennt, machbar sein. „Wir sind alle oft getestet worden und wenn alle inklusive der Betreuer negativ sind, ist es definitiv möglich auch eine Blase in größerem Rahmen zu schaffen.“

Die Austragung eines normalen Turniers ist für den Weltranglistendritten deshalb nicht abwegig. Ob dann womöglich auch wieder mehr Zuschauer dabei sein dürfen, könne er allerdings nicht abschätzen. Deshalb freute er sich auch, in Berlin überhaupt wieder vor ein paar Fans spielen zu können, auch wenn es im Finale wegen der langen Wartezeit und der nasskalten Witterung längst nicht die maximal möglichen 800 waren. „Wenn du auf der regulären Tour an einem Mittwoch um 11 Uhr spielst, sind oft viel weniger Leute da“, sagte Thiem. Außerdem könnten auch wenige Zuschauer für viel Stimmung sorgen.

Abflug in den Flugzeughangar

Im Tempelhofer Hangar 6 werden es maximal 200 Fans pro Tag sein, in einer Halle dürften die aber noch deutlich lauter zu vernehmen sein als im Freien. Auch wenn der Begriff „Halle“ nicht ganz zutrifft, denn wegen der strengen Hygieneauflagen muss für ausreichend Belüftung gesorgt sein. „Die Location soll richtig cool sein, ich freue mich schon darauf“, sagte Thiem und erinnerte an 2011, als Österreich im Daviscup eine ähnliche Bühne bespielte. Damals sei er aber noch nicht dabei gewesen. Auch deshalb ist die Vorfreude bei ihm nun groß.

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