Die russische Tennisspielerin, die Wimbledon ausgetrickst hat

Natela Dsalamidse (rechts)
Die Moskauerin Natela Dsalamidse ist vom Ausschluss russischer Profis beim Rasenklassiker nicht betroffen. Die Doppelspezialistin wechselte kurzerhand die Nation.

Donnerstag in Wimbledon, das letzte Spiel des Tages auf Court Nummer acht, weit weg vom Rampenlicht des Centre Courts. Und doch werden heute Abend viele Augen auf das Erstrundenspiel im Damen-Doppelbewerb gerichtet sein. Dort schlägt Natela Dsamalidse auf, und das Antreten der Moskauerin ist eine kleine Sensation, sind doch in diesem Jahr russische und belarussische Profis eigentlich ausgeschlossen vom Rasenklassiker in London.

Doch die 29-Jährige umging den Bann, indem sie für Georgien, das Heimatland ihres Vaters, antritt. Offiziell bestätigt wurde der Nationenwechsel von der WTA erst am 6. Juni, noch davor hatte Dsalamidse unter russischer Flagge bei den French Open teilgenommen. Der Zeitpunkt wirkt sorgfältig und perfekt gewählt, doch die Nummer 45 der Doppelweltrangliste beteuert, den Prozess des Nationenwechsels bereits Ende Februar, als der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine begann, eingeleitet zu haben. Und damit vor dem Beschluss der Organisatoren in Wimbledon, russische Athleten nicht zuzulassen.

Dzalamidze verteidigt ihre Entscheidung vehement. Ihre Familie war 1992 aus Abchasien, heute eine autonome Republik innerhalb Georgiens, nach Russland geflohen, also kurz bevor sie geboren wurde. Seit sechs Jahren besitze sie neben dem russischen auch einen georgischen Pass, sie habe sich an alle Regeln gehalten.

Doppelter Coup

In Wimbledon schlägt die Linz-Siegerin an der Seite von Aleksandra Krunic auf. Die Serbin ist ebenfalls gebürtige Moskauerin, die in der russischen Hauptstadt lebt. Dzalamidze scheint damit ein doppelter Coup gelungen zu sein. Ihre neue Wimbledon-Partnerin gewann das Vorbereitungsturnier in Eastbourne, in London die neu zusammengestellte Paarung auf Position 13 gesetzt und hat gute Chancen, weit zu kommen. Auftaktgegnerinnen sind Anna-Lena Friedsam (Deutschland) und Ann Li (USA).

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