Naomi Osaka ist das neue Gesicht des Frauen-Tennis

Naomi Osaka ist das neue Gesicht des Frauen-Tennis
Die Japanerin spielt nicht nur hervorragend Tennis. Sie positioniert sich auch als Kämpferin gegen Rassismus.

Als Naomi Osaka vor zwei Jahren das erste Mal die US-Open gewann, stand die Japanerin ziemlich verloren auf dem Centre Court des Arthur Ashe Stadions. Die damals 20-Jährige wusste damals nicht so recht, wie ihr geschah, zumal dann auch noch die große Verliererin alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Serena Williams hatte sich mit dem Schiedsrichter angelegt, ihn als Lügner bezichtigt, Verwarnungen und einen Strafpunkt kassiert, weshalb die neue Siegerin aus Japan nach dem Match fast zur Randerscheinung wurde.

Bei ihrem zweiten Triumph bei den US-Open durch ein 1:6, 6:3, 6:3 gegen die Weißrussin Viktoria Asarenka stand Naomi Osaka nun zurecht im Mittelpunkt und erhielt die Aufmerksamkeit, die ihr schon 2018 gebührt hätte. Zwar war das Arthur Ashe Stadion verwaist, doch der Sieg der 22-Jährigen geht um die Welt. Denn es ist ein Sieg für das Frauen-Tennis, ein Sieg einer jungen Frau, die in ihrem Alter schon eine Persönlichkeit ist und über die Outlinie hinaussieht.

„Es war ein hartes Match für mich. Ich habe irgendwann gedacht, es wäre peinlich, wenn ich in unter einer Stunde verliere“, sagte Osaka, die bereits mit 1:6 und 0:2 in Rückstand gelegen war und wie die sichere Verliererin ausgesehen hatte.

Auch das Finale in New York nutzte die 22-Jährige wieder, um auf die Probleme mit Rassismus und Polizeigewalt in den USA aufmerksam zu machen. Diesmal stand der Name Tamir Rice auf ihrer Mund-Nasen-Maske, die sie vor dem Match beim Betreten des Platzes trug. Osaka wollte damit an den 12-jährigen Buben erinnern, der 2014 in Cleveland von einem Polizisten erschossen worden war, weil er auf einem Parkplatz mit einer Spielzeugpistole hantiert hatte.

Naomi Osaka ist das neue Gesicht des Frauen-Tennis

Naomi Osaka erinnerte mit ihrer Maske an Tamir Rice, einen 12-Jährigen, der 2014 von einem Polizisten erschossen wurde

Zu jedem ihrer sieben Matches bei den US-Open war Naomi Osaka mit einer anderen Maske erschienen. Jedes Mal war darauf ein Name eines Opfers von Rassismus und Polizeigewalt zu lesen. Als sie nun beim Siegerinterview auf dem Platz gefragt wurde  „Sie hatten sieben Masken für sieben Matches mit sieben unterschiedlichen Namen dabei. Welche Botschaft wollten Sie damit zum Ausdruck bringen?“, reagierte die Japanerin schlagfertig.

 „Nun, welche Botschaft ist denn bei Ihnen angekommen?“

Kritik und Boykott

Längst nutzt die 22-Jährige ihre Popularität, um gegen Missstände in der Gesellschaft und in den USA aufmerksam zu machen. Beim Turnier von Cincinnati unmittelbar vor den US-Open hatte sich Naomi Osaka aus Protest gegen die Polizeigewalt geweigert, das Semifinale zu bestreiten. Der Boykott der Japanerin war eine Reaktion auf den Fall Jacob Blake.

Der Farbige war am vergangenen Wochenende von einem Polizisten von hinten niedergeschossen worden. Die Milwaukee Bucks aus der Basketball-Profiliga NBA waren daraufhin nicht zu ihrem Spiel angetreten und hatten eine Protestwelle im US-Sport ausgelöst. "Wenn ich in einem mehrheitlich weißen Sport eine Diskussion in Gang bringen kann, betrachte ich das als einen Schritt in die richtige Richtung."

Wer wissen will, warum sich Naomi Osaka so im Kampf gegen Rassismus engagiert, der muss in ihre Vergangenheit blicken. Ihre Mutter kommt aus Japan, ihr Vater aus Haiti, was bei der konservativen japanischen Familie nicht gut ankam. Naomi Osaka wuchs deshalb in den Vereinigten Staaten auf - wo sie dann erst recht wieder mit Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung in Berührung kommen sollte.

Inzwischen verehren sie Naomi Osaka in Japan freilich wieder als eine der Ihren. Sie soll das Gesicht der Olympischen Spiele 2021 in Tokio werden. Vorerst warten noch andere Aufgaben: Die French Open zum Beispiel, die am 27. September in Paris beginnen sollen. Die 22-Jährige lässt ein Antreten noch offen. „Ich hatte noch keine Zeit zur Erholung. Mal sehen, was passiert und wie es sich anfühlt, wenn ich jetzt ein bisschen Pause mache."

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