Vor nur 500 Zuschauern: Thiem gewinnt Auftaktspiel in Kitzbühel

Vor nur 500 Zuschauern: Thiem gewinnt Auftaktspiel in Kitzbühel
Die Nummer drei der Tennis-Welt setzte sich beim THIEMs7 gegen den Norweger Casper Ruud in zwei Sätzen durch.

Eigentlich müsste jetzt ein Raunen durchs Publikum gehen. Nach diesem spektakulären Stoppball, den Dominic Thiem so gefinkelt knapp hinter dem Netz platziert hat, dass Casper Ruud (NOR) ihn nur mit Mühe zurückbringen kann. Normal dürfte es jetzt die Leute am Centre Court in Kitzbühel nicht mehr auf den Sitzen halten, als Thiem sich anschließend mit einem sehenswerten Volley das Game sichert. Sie müssten applaudieren, jubeln, toben und seinen Namen skandieren – so wie sie es immer machen, wenn die Nummer drei der Welt in Österreich aufschlägt.

Sie müssten.

Sie tun es aber nicht.

TENNIS: EINLADUNGSTURNIER THIEM'S 7

Selbst als der Publikumsliebling wenig später den ersten Satz mit 7:5 für sich entscheidet, ist im Stadion nur diskreter Beifall zu vernehmen. Aber wer bitteschön soll schon klatschen, wenn fast keiner da ist? Wer will denn überhaupt klatschen, wenn er, damit zwangsläufig alle Blicke auf sich zieht?

Keine Emotionen

Auch wenn sie in Kitzbühel versucht haben, die 500 Besucher, die zum THIEMs7-Einladungsturnier zugelassen sind, über den ganzen Centre Court zu verteilen, um das riesige Stadion voller erscheinen zu lassen; auch wenn zusätzliche 60 mannsgroße Figuren eines Tiroler Urban Art Künstler auf den Tribünen platziert wurden; auch wenn der Stadion-Diskjockey aufdreht, als würden sich wie üblich 6500 Fans auf den Centre Court drängen – eine ausgelassene Atmosphäre lässt sich einfach nicht künstlich erzeugen.

TENNIS: EINLADUNGSTURNIER THIEM'S 7

Man merkt es ja auch den Spielern unten auf dem Sandplatz an, dass sie sich anders verhalten und geben. Dass sie Mühe haben, in dieser Kulisse Emotionen zu zeigen. Selbst nach den genialsten Schlägen ließ Dominic Thiem nicht wie gewohnt die Fäuste sprechen, sondern Zurückhaltung walten. Andererseits: Es hätte ja auch irgendwie seltsam ausgesehen, wenn er nach seinem Auftakterfolg gegen Ruud (7:5, 7:6) ähnlich aus sich herausgegangen wäre wie bei früheren Siegen in Kitzbühel.

"Ich bin zufrieden mit dem, wie ich spiele. Ich bin froh, dass ich solche Matches habe. Zwei Stunden auf sehr, sehr hohem Niveau, das ist wichtig im Hinblick, wenn es auch auf der ATP-Tour wieder losgeht", betonte Thiem danach im Servus-TV-Interview.

Er und seine Tennis-Kollegen müssen schon froh sein, dass diese Veranstaltung in Zeiten wie diesen überhaupt über die Bühne gehen kann. Nach den negativen Vorfällen bei der Adria Tour ist der organisatorische Aufwand für THIEMs7 enorm. Die Sicherheit wird großgeschrieben, das bekommen auch die Besucher zu spüren. Beim Einlass wird stichprobenartig die Temperatur gemessen, die Zuschauer müssen mit einem Respektabstand auf den Tribünen Platz nehmen. Kein Wunder, dass so keine Stimmung aufkommt.

TENNIS: EINLADUNGSTURNIER THIEM'S 7: THIEM (AUT)

Im September soll das in Kitzbühel schon wieder anders sein, wenn dann vom 7. bis 13. September die regulären Generali Open stattfinden. Für Dominic Thiem steht die Teilnahme am Heimturnier außer Frage, auch wenn der Terminstress groß wird. Denn auch die US Open und French Open finden in diesem Monat statt. Thiem erklärte deshalb im Interview mit der TT, dass er eines der Turniere opfern werde.

  • Ergebnisse, THIEMs7:

Dominic Thiem (AUT-1) - Capsper Ruud (NOR-7) 7:5,7:6(4)
Andrej Rublew (RUS-4) - Jan-Lennard Struff (GER-6) 3:6,6:4,15:13
Matteo Berrettini (ITA-2) - Dennis Novak (AUT-8) 7:6(6),6:3

Kommentare