Frauen-Finale in Paris: Teenager Gauff fordert Seriensiegerin Swiatek

Cori Gauff trifft am Samstag auf Iga Swiatek
Cori Gauff hält ein Foto von ihrem ersten Titel in der Hand und sagt: „In Linz beginnt’s.“
Auch wenn das völliger Schwachsinn ist – aber so könnten immerhin Märchen beginnen. In Linz holte die damals erst 15-Jährige beim Reichel-Turnier ihren ersten Titel und zeigte wie schon Monate zuvor in Wimbledon (Achtelfinale) und den US Open (dritte Runde), dass da eine ganz große Spielerin heranwächst. Die Amerikanerin musste dennoch damals beim Upper Austria Ladies durch die Qualifikation, weil sie die für ihr Alter erlaubten drei Wild Cards schon in Anspruch genommen hatte.
Heute ist Gauff 18, darf überall mitspielen und das nicht mehr in den Qualifikationen. Nach ihrem überaus glatten 6:3-6:1-Erfolg über die Italienerin Martina Trevisan darf sie am Samstag in ihrem ersten Grand-Slam-Endspiel zur Abschlussparty antreten (15 Uhr/Servus TV, Eurosport).
Die Favoritenrolle gehört aber ihrer Gegnerin, die auch erst 21-jährige Polin Iga Swiatek hat zuletzt 34 Spiele in Folge gewonnen und steht völlig zurecht überlegen an der Spitze der Weltrangliste.
Aber: Schafft Gauff die Sensation, ist sie die 15. Siegerin in den jüngsten 21 Grand-Slam-Turnieren. Seit den Australian Open 2017 haben sich im selben Zeitraum lediglich fünf Herren die Titel aufgeteilt.
Gauffs Weg geht beständig nach oben, am Montag wird sie im Ranking zumindest die Nummer 13 der Welt sein. „Cori Gauff hat ein attraktives Spiel, sie tut dem oft monotonen Frauen-Tennis wirklich gut“, sagt Eurosport-Kommentatorin Barbara Schett. Als Turnierbotschafterin von Linz lag sie bereits 2015 richtig. „Ich glaube auch nicht, dass sie verheizt wird.“
Peace-Gauff
Mit ihrer auf die Kamera geschriebenen Botschaft nach dem Semifinalsieg über Trevisan zeigte Gauff, dass sie auch abseits des Tennis erwachsen wurde. „Peace“ und „End Gun Violence“ (Friede und beendet die Waffengewalt) war die Nachricht, die der Teenager aus Florida in die Welt hinaussandte. Der Krieg in der Ukraine und die Schießereien in ihrer Heimat waren damit gemeint. Später erklärte es Gauff so: „Als ich jünger war, hat mir mein Vater gesagt, dass ich die Welt mit meinem Racket verändern könne. Er hat das nicht nur gemeint, indem ich Tennis spiele. Er meinte, dass ich über Probleme wie diese spreche.“
Rat von der Oma
Gauff hat einen Reifungsprozess durchgemacht, auch, indem sie über die Tennis-Blase hinausgedacht hat, erzählte sie. „Meine Großmutter sagt immer, es gibt mehr im Leben als das, du musst dich auf dem Platz entspannen.“ Diese Denkweise habe sie übernehmen können. Und nun steht Gauff ohne Satzverlust im Endspiel.
Cori Gauff war nicht das erste Wunderkind des Tennis. Aber für viele war der Rest der Karriere alles andere als ein Kinderspiel.
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