Ex-Tennis-Star Thiem als Fußballer: "Hier interessieren meine Fehler keinen"

Ex-Tennis-Star Thiem als Fußballer: "Hier interessieren meine Fehler keinen"
Wie sich der Kicker Dominic Thiem über Mitspieler ärgert und warum er sich darüber freut, jede Woche besser zu werden.

Der KURIER hat Dominic Thiem beim Ausüben seiner neuen Leidenschaft besucht. Die ehemalige Nummer drei der Tenniswelt kickt nach dem Ende seiner Karriere wöchentlich mit seinem Team "Ecoballers" in der Kleinfeldliga. Nach dem 13:1-Sieg seines Team nahm sich der 31-Jährige Zeit für ein Interview.

KURIER: Hinter Ihnen ist linker Hand ein Tennisplatz, rechts das Grün, auf dem Sie gerade gekickt haben. Was reizt mehr?

Dominic Thiem: Zurzeit wirklich der Fußballplatz. Ich habe Tennis so intensiv betrieben, dass die Luft draußen ist.

Worüber ärgern Sie sich beim Fußballspielen?

Wenn ich beim Tennis einen Fehler gemacht habe, war ich selbst dafür verantwortlich. Das ist beim Kicken auch so und natürlich ärgere ich mich, wenn ich den Ball nicht gut annehme oder mein Pass nicht ankommt. Aber ich ärgere mich auch, wenn ein Mitspieler mich nicht sieht oder wenn ich mitlaufe, alleine vorm Tor stehe und er selber schießt. Das ist ganz neu.

Lassen Sie es raus, wenn Sie sich über einen Kollegen ärgern?

Innerlich ärgere ich mich oft. Aber äußerlich werde ich den Kollegen immer aufbauen und positiv sein. Ich habe gelernt, dass das der beste und erfolgreichste Weg ist. Man muss auch beim Tennis sein Team bei Laune halten, wenn man 40 Wochen im Jahr mit den Menschen unterwegs ist.

Wie gehen die Gegenspieler mit Ihnen um? Gibt es besonders motivierte?

Bisher war es immer fair. Ein paar fragen nach einem Foto. Aber was cool ist: Während des Spiels will jeder gewinnen. Man darf hier nicht reingrätschen, das ist eine Regel in der Kleinfeldliga, und das ist gut so.

Was ist Ihre größte Stärke als Fußballer?

Ich glaube, dass ich vom Tennis her ein gutes Auge und eine gute Übersicht habe und auch mit dem Ball umgehen kann. Wenn man auf höchstem Level Sport betreibt, wie ich im Tennis, dann sieht man irgendwann keine Verbesserungen mehr. Da geht es nur noch um Kleinigkeiten, das Level zu halten und um die Tagesverfassung. Beim Kicken, wo ich verhältnismäßig schlecht bin, merke ich mit jedem Mal, wie ich mich verbessere. Das macht es interessant.

Als Tennisspieler in einem großen Stadion wurden Sie jeden Augenblick von der Menge bewertet. Genießen Sie, dass es hier nicht so ist?

Das ist wunderschön. Beim Tennis war mein ganzes Leben nur auf Erfolg ausgerichtet. Es hat seinen Reiz, sich immer beweisen zu müssen. Nach 15 Jahren reicht es aber. Und hier ist es wurscht, was ich mache und wenn mir ein Fehler passiert, interessiert es keinen.

Viele Profisportler fallen nach dem Karriereende in ein Loch. Warum wird Ihnen das nicht passieren?

Die Gefahr besteht überhaupt nicht, weil ich meine Entscheidung im März gefällt habe. Da war es zunächst schwierig und emotional. Dann habe ich Abstand bekommen und konnte den letzten Auftritt in der Wiener Stadthalle wirklich genießen. Das war eine schöne Woche mit einer schönen Verabschiedung. Was extrem wichtig ist, ist, dass ich jetzt ständig beschäftigt bleibe. Ich habe die ganze Zeit Termine. Schlecht wäre es, würde ich mir jetzt mehrere Wochen gar nichts vornehmen.

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