Djokovic und die Corona-Party: Adria-Tour wird zu Politskandal

Djokovic und die Corona-Party: Adria-Tour wird zu Politskandal
Novak Djokovic, Veranstalter der Adria-Tour, ist ebenfalls erkrankt. Der Tennis-Superstar ist zum Buhmann geworden.

Irgendwie war es ein seltsames Schweigen, das ein Brodeln der Gerüchteküche nach sich zog. Nach den jüngsten Corona-Fällen hatte sich Novak Djokovic, der Veranstalter der Adria-Tour, noch mit Wortmeldungen zurückgehalten. Jetzt kam die offizielle Meldung dessen, was einige schon vermutet hatten: Der Weltranglisten-Erste ist ebenso mit dem SARS-CoV-2 infiziert.

Am Wochenende des 13. und 14. Juni gab es in Belgrad bei der ersten Station des Adria-Cups ein Tennis-Fest, dessen Betonung eher auf dem Wort Fest lag. Während man sich an den ersten Tagen halbwegs an die Sicherheitsbestimmungen hielt, war das Stadion am zweiten Tag ausverkauft, 4.000 Fans saßen ohne Masken dicht gedrängt auf den Tribünen. Die Spieler wurden von Fans geherzt, danach gab es eine Abschlussparty, wo auch Dominic Thiem seinen Turniersieg feierte.

TENNIS-SRB-ADRIA-TOUR-EXHIBITION

Vergangenes Wochenende wurde in Zadar nachgelegt. Corona war auch in Kroatien ein Fremdwort. Borna Coric spielte dort mit und brachte das Virus unter die Leute. Der Bulgare Grigor Dimitrow und Djokovics serbischer Landsmann Viktor Troicki waren bei der ersten Station in Belgrad mit von der Party-Partie.

Am Dienstag-Nachmittag war dann auch klar: Die Adria-Tour ist am Ende, wird nicht fortgesetzt. Die noch geplanten Veranstaltungen in Banja Luka und Sarajevo könnten angesichts der Entwicklungen nicht mehr stattfinden, teilten die Organisatoren mit.

Kritik von den Medien

Dass in Zadar überhaupt gespielt wurde, zog nun einen Politskandal nach sich. Der kroatische Premier Andrej Plenkovic, der am Wochenende an dem Turnier teilnahm, unterzog sich einem Covid-19-Test, Medien kritisieren schwere Versäumnisse.

CROATIA-HEALTH-VIRUS-EU-POLITICS

Andrej Plenkovic

Plenkovic geriet unter Druck, nachdem er am Samstag auf vollen Tribünen ein Tennisspiel mitverfolgt und sich auch kurz mit Djokovic getroffen hatte. Das Turnier sei eine Werbung für Zadar und Kroatien, sagte Plenkovic. Kroatien bemüht sich, mit dem Image eines epidemiologisch sicheren Landes möglichst viele Touristen anzuziehen, ein Vorhaben, das nun wackelt. Sloweniens Gesundheitsminister Tomaz Gantar brachte am Montagabend sogar eine Grenzschließung zum Nachbarland ins Spiel.

Djokovic ist schon vor der Bekanntgabe, mit dem Virus infiziert zu sein, zum Buhmann geworden. Er wurde als Veranstalter der Adria-Tour kritisiert und angefeindet. Unmittelbar nach der ersten Veranstaltung in Belgrad hatte der 33-Jährige stets darauf hingewiesen, dass in Serbien die Situation nicht schlimm sei. Bis die ersten Fälle auftauchten, denn nicht nur Spieler sind infiziert. Ohne Zögern veranstaltete man in Zadar dennoch das gleiche Spektakel.

Späte Reue

Jetzt – viel zu spät – zeigt sich auch der Superstar einsichtig: "Mein Ergebnis ist positiv, genau wie das von Jelena, während die Ergebnisse unserer Kinder negativ sind", gab Djokovic bekannt und schrieb, keine Symptome zu haben. "Jeder einzelne Infektionsfall tut mir sehr leid. Ich hoffe, dass dies niemandes gesundheitliche Situation verkompliziert."

Der ehemalige Ranglisten-Erste Andy Murray brachte es auf den Punkt: "In der Nachbetrachtung macht das, was da passiert ist, aber keinen guten Eindruck."

Dominic Thiem wurde bereits dreimal negativ getestet und spielt diese Woche bei der Austrian Pro Series in der Südstadt um den Turniersieg. Dort werden nach wie vor die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten. Wie auch bei anderen Events. Zu Thiems Feierstunden in Belgrad sagt sein Manager Herwig Straka: "Daraus  muss man lernen."

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