Dieses Jahr sieht es in Wimbledon für den 27-Jährigen vielversprechender aus: Am Sonntag um 15:00 spielt er im Finale. In einem Interview im Mai prophezeite er, das Jahr 2022 würde für ihn das "Jahr des Wiederaufstiegs" werden. Das hat er zum Teil durch seine Finalteilnahme in London bereits geschafft. Mit einem Sieg in Wimbledon könnte er dem ganzen die Krone aufsetzen.
Skandale auf dem Platz
Nick Kyrgios wird von den Medien oft als Rüpel, Bad Boy oder Reizfigur bezeichnet. Viele Ausraster auf dem Platz leistete sich der Tennisspieler in den letzten Jahren. Dafür erhielt er bereits mehrfach Verwarnungen und Strafen.
Beim ATP-Turnier in Montreal 2015 spielte er gegen Stan Wawrinka. Kyrgios sagte deutlich hörbar, aber nicht direkt an Wawrinka gerichtet, dass sich sein Freund Thanasi Kokkinakis und Wawrinkas damalige Freundin Donna Vekić ein Verhältnis hätten: "Kokkinakis banged your girlfriend. Sorry to tell you that, mate".
Nach den Shanghai Masters 2016 wurde er wegen unprofessionellen Verhaltens für sechs Wochen gesperrt. Diese Sperre wurde dann auf drei Wochen gekürzt, nachdem er sich bereiterklärt hatte, sich in sportpsychologische Behandlung zu begeben.
Bei einem Spiel in Rom 2019 wurde er wegen Fluchens verwarnt und anschließend vom Spiel disqualifiziert, weil er seinen Schläger und einen Stuhl durch die Gegend schmiss. Ähnlich beim Turnier in Indian Wells im März 2022: Der Rechtshänder musste eine Strafe von 25.000 US-Dollar zahlen, unter anderem weil er einen Schläger auf den Boden schleuderte, welcher beinahe einen Balljungen getroffen hätte.
Tsitsipas behauptete nach seinem Spiel gegen Kyrgios in Wimbledon dieses Jahr, er wäre von seinem Gegenspieler gemobbt worden. Beide Spieler bekamen eine Verwarnung. Auch mit dem Schiedsrichter legte sich der Australier an und provozierte diesen mit Schimpfwörtern.
Es bleibt abzuwarten, ob Kyrgios am Sonntag im Finale sein ruhiges Verhalten vom Viertelfinale beibehält oder ob nach dem Spiel ein weiterer Skandal in seine Liste aufgenommen werden muss.
Vor Gericht
Auch außerhalb des Tennisplatzes macht Kyrgios Schlagzeilen. Von 2020 bis 2021 war Chiara Passari die Freundin des Sportlers. Doch die Beziehung scheint nicht im Guten auseinandergegangen zu sein. Er muss wegen des Verdachts der Körperverletzung vor Gericht erscheinen.
Erst kürzlich bestätigten seine Anwälte die gerichtliche Vorladung. Sein Anwalt Jason Moffett betont: „Die Art der Vorwürfe ist ernst, und Herr Kyrgios nimmt die Anschuldigung sehr ernst.“ Die Verhandlung soll am 2. August stattfinden.
Der Kampf mit Depressionen
Auf seinem Instagram-Profil zeigte sich Nick Kyrgios überraschend ehrlich. Im Februar berichtete er über seine Probleme mit Depressionen. "Wenn ihr genau hinseht, könnt ihr an meinem rechten Arm eine Selbstverletzung erkennen. Ich hatte Selbstmordgedanken und kämpfte buchstäblich damit, aus dem Bett zu kommen, geschweige denn, vor Millionen zu spielen", schrieb der 27-Jährige.
Die Zeit während der Australien Open 2019 sei eine seiner dunkelsten Phasen gewesen. Er war einsam, depressiv, konsumierte Alkohol und Drogen und stieß Familie und Freunde weg. Seine Fans rief er auf, sich nicht einsam zu fühlen und mit anderen zu sprechen, wenn sie Hilfe bräuchten. Den Post schloss er mit den Worten: "Das Leben ist schön."
Mit solch einem emotionalen Geständnis hatte niemand gerechnet. Unter seinem Post häuften sich Nachrichten von seinen Fans, die sich für seine Ehrlichkeit bedankten und ihm Mut zusprachen. Hinter dem hitzigen und temperamentvollen Tennisspieler steckt auch eine verletzliche Seite.
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