Kitzbühel-Turnierboss Antonitsch: "Thiem ist der Größte, den Österreich je hatte"
80 Jahre Kitzbühel. Ein Traditionsturnier feiert sein Jubiläum. In den vergangenen Jahren ging es wieder aufwärts beim Sandplatz-Klassiker, was freilich auch an Dominic Thiem liegt, der sich nächste Woche feierlich von den Fans in Kitz verabschiedet. Auch an Ex-Profi Alexander Antonitsch, der 58-jährige Kärntner ist seit 2011 Turnierdirektor des ATP-Turniers.
KURIER: Dominic Thiem gibt heuer seine Abschiedsvorstellung. Merken Sie Wehmut bei ihm?
Alexander Antonitsch: Überhaupt nicht. Er hat am Mittwoch schon dreieinhalb Stunden trainiert, in ihm brennt das Feuer, er ist voller Vorfreude, weil er weiß, was mit den Fans im Rücken alles möglich ist. Im Vorjahr stand er im Finale, er sagte damals, er hätte ohne die Fans drei Spiele nicht gewonnen.
Verstehen Sie seine Entscheidung, mit Saisonende die Karriere zu beenden?
Ja. Denn er weiß, was er spielen kann und das dies nicht mehr möglich ist, das muss enorm zermürbend sein. Früher waren die Gegner frustriert, wenn sie gegen ihn spielen mussten. Ich will nicht sagen, dass sie jetzt froh sind, aber heute ist es einfach, ihn zu besiegen. Thiem bekommt dies alles mit, das ist das Schlimme. Aber er hat alles erreicht, hat alle Großen bei großen Turnieren geschlagen, ein Major gewonnen, stand in vier Endspielen. Er ist für mich, bei allem Respekt für Thomas Muster, der größte Tennisspieler, den Österreich je hatte. Und zählt sicher zu den besten drei Sportlern, die das Land hervorgebracht hat.
Und seine Karriere ist ja untrennbar mit Kitzbühel verbunden.
Ich kenne ihn ja schon, seit er vier Jahre alt ist. Als er später das Tele-Ring-Talenteforum gewann, sagten schon viele, der macht alles richtig. Aber es war umwerfend für mich, wie er sich freute, als er 2019 den Titel holte. Hier hat er auch sein erstes ATP-Match gespielt, sein erstes Viertelfinale erreicht und stand in seinem ersten Endspiel. Nun wird dies gefeiert.
Sie haben ja die heutigen Topstars auch hier gehabt, Jannik Sinner spielte in Kitzbühel, auch Carlos Alcaraz. Gibt es eine Chance, diese Spieler heute auch zu holen? Einst waren Weltklasseleute wie Pete Sampras auch in der besten Phase dabei.
Es gibt für 250er-Turniere generell keine Richtlinien, von daher könnten alle kommen. Nur ist zu sagen, dass der Körper immer wichtiger wird, dass die Topstars immer weniger Turniere spielen und auch 500er-Turniere auslassen. Und kurz vor einem Riesenevent, unser Finalist muss schon am nächsten Tag in Paris bei Olympia spielen, ist es ebenso schwierig, Topleute zu holen. Dass Novak Djokovic heuer vor den French Open in Genf spielte, lag daran, dass er Matches brauchte. Und als Pete Sampras 1992 den Titel holte, lagen eben mehr Tage zwischen Kitzbühel und Olympia. Aber wir hätten schon gerechnet, dass auch jetzt vor Olympia, wo auch auf Sand gespielt wird, noch einige kommen.
Wie sehr schmerzt deshalb die kurzfristige Absage von Top-Ten-Mann Casper Ruud?
Sehr, weil er von sich aus hier spielen wollte. Ich finde den Passus Wahnsinn, dass man bei zwei Turnieren ohne Angaben von Gründen absagen kann. Damit wird man auch unglaubwürdig den Fans und den Sponsoren gegenüber. Außerdem hätten wir das Geld anders investieren können. Aber unser Augenmerk liegt bei Profis zwischen Platz zehn und 20.
Wiens Turnierboss Herwig Straka sagte, dass es fast egal ist, wen man holt, die Leute kommen sowieso, weil es einen Boom gibt. Wie sehen Sie das?
Wir haben schon fast alle Karten verkauft, da wussten wir gar nicht, wer kommt. Man darf nicht vergessen, wir bekommen es ja beispielsweise bei den Platzbuchungen mit, dass in Österreich 600.000 Leute Tennis spielen. Zudem sind die Fans bei uns mittendrin, statt nur dabei, haben für Hobbyspieler und Nachwuchsspieler ebenfalls ein Top-Programm. Und am Rande sonst auch noch viel für die ganze Familie zu bieten, schon jetzt in der Qualifikation.
Hat sich das Turnier also im Kalender etabliert, nachdem es nach 2009 fast vor dem Aus stand?
Man darf es Herbert Günther und Markus Bodnar verdanken, dass sie 2010 ein Challenger aus dem Hut zauberten und 2011 einen Lizenzgeber fanden, sonst würde es das Turnier gar nicht mehr geben. Und wir wurden freilich mit Thiem belohnt.
Welche waren die schönsten Momente Ihrer Amtszeit?
Natürlich der Sieg von Thiem, als die ganze Familie da war. Und als 2016 oder 2017 erstmals der obere Rang aufgemacht werden musste.
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