2-G in Linz: Corona spielt auch beim Tennis-Turnier immer mit
Woran erkennt man Mitarbeiter des Upper Austria Ladies in Linz? Zumindest an den roten Ohren. Vor allem bei Turnierchefin Sandra Reichel laufen seit einer Woche die Telefone heiß. „Ich denke, dass wir nicht zu viele Karten zurückgeben müssen“, sagt die Welserin, während im Turnierbüro im Dauerrhythmus Handys läuten.
Sie hat genug telefoniert, schon vergangene Woche, als sie rasch auf drohendes Ungemach reagierte. „Wir haben schon zu Beginn der Woche und schon vor den Verordnungen beschlossen, dass es 2-G beim Turnier geben wird.“ Also kein langes Zaudern, kein langes Zuwarten, was tatsächlich kommt. „Sonst hätten wir während der Woche umstellen müssen, das wäre wesentlich aufwendiger gewesen.“
Improvisationskunst ist sowieso die größte Stärke von Sandra Reichel und ihrem Vater Peter-Michael, mit dem sie die Geschicke des Linzer Traditionsturniers lenkt. Im Vorjahr erfuhr man wenige Tage zuvor, dass es nur ein Geister-Turnier ohne Zuschauer geben kann.
Alles ist möglich
Freilich, so einfach wie in Wien hat man es in Linz nicht, beim Stadthallenturnier, das vor acht Tagen mit dem Sieg des Deutschen Alexander Zverev endete, hatte man einen Monat zuvor Bescheid gewusst, dass es in Wien bei Veranstaltungen über 500 Menschen 2-G geben wird. „Es ist uns wichtig zu zeigen, dass auch in Zeiten wie diesen mit den erforderlichen Maßnahmen eine Veranstaltung wie diese durchgeführt werden kann“, erklärt Reichel, die auch abseits der TipsArena Probleme zu lösen hat.
Das wurde ihr bereits in der vergangenen Woche klar. Zwar stieg die Zahl an geimpften Spielerinnen zuletzt stark, dennoch gibt es noch einige, die noch keinen Stich bekommen haben.
Essen auf Rädern
„Das war eingangs unsere größte Sorge, weil auch in Hotels 2-G gilt.“ Man einigte sich nun auf eine Übergangsregel. Die ungeimpften Profis dürfen im Hotel wohnen, „aber die Mahlzeiten müssen sie am Zimmer einnehmen, Sie dürfen sich nur dort aufhalten.“ Also Essen auf Rädern gewissermaßen.
Ungewöhnlich war auch der Umgang mit den beiden Stars des Bewerbs, den Grand-Slam-Siegerinnen Simona Halep und Emma Raducanu. „Halep war enorm entgegenkommend und sympathisch, sie wurde nicht umsonst mehrmals zur beliebtesten Spielerinnen gewählt. Außergewöhnlich war dennoch, dass sie mit dem Zug aus Wien anreiste.“
Die Britin Raducanu spielt ihr erstes Jahr auf der Tour, deshalb muss sie sogenannte „Rookie-Hours“ (Aufklärungsgespräche) mit Turnierdirektoren über sich ergehen lassen, wie das Leben auf der WTA-Tour so läuft, „aber was soll ich einer US-Open-Siegerin erklären?“ fragt Sandra Reichel.
Aufklärungsbedarf hatte hingegen ein Medienvertreter. Auf die Frage, was sich Raducanu um das Preisgeld von New York gekauft hat, nannte die 18-Jährige nur „Apple Airpods“. In einer Zeitung stand tags darauf: „Raducanu kauft sich einen Apfel.“ Gut, so bescheiden ist der neue Superstar wohl auch nicht.
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